Als Melina ihren kranken Vater besucht, um für ihn Lasagne zu kochen, ahnt sie nicht, dass sie die wohl schwierigste Nacht ihres Lebens vor sich hat. Michael will nicht warten, bis ihn der Lungenkrebs dahinrafft, sondern selber entscheiden, wann der Moment gekommen ist, zu gehen – und er will, dass Melina dabei ist. Obwohl Melina diesen Moment vorausgesehen hat, wirft es sie aus der Bahn, als sie nun vor vollendete Tatsachen gestellt wird: Michael hat den Strom abgestellt, sein Hab und Gut in Schachteln verpackt und seiner Tochter einen Abschiedsbrief geschrieben. Aber sie ist überhaupt noch nicht bereit, Abschied zu nehmen. Zu viel gibt es noch, das sie ihrem Vater erzählen und ihn fragen wollte: Dass sie sich zum ersten Mal in eine Frau verliebt hat, dass sie vielleicht schwanger ist, dass sie noch immer nicht versteht, warum sie als Kind ihre Mutter vor deren Tod nicht noch einmal sehen durfte. Und so kann Michael nicht in Ruhe sterben. Vater und Tochter verbringen eine Nacht, in der sie sich ein letztes Mal miteinander konfrontieren, sich gegenseitige Erwartungen und Enttäuschungen eingestehen – eine Nacht aber auch, in der beide lernen, was es bedeutet, einen Menschen loszulassen.
Stefan Jäger hat sich bereits in mehreren Arbeiten intensiv mit dem Tod und dem Grenzbereich zwischen Leben und Tod auseinandergesetzt. So zum Beispiel in seinem Film Birthday (CH/D 2001), in dem sich die Protagonistin, ähnlich wie Michael, entscheidet zu sterben und ihre Freunde damit brüskiert. In seinem Spielfilm Hello Goodbye verlegt Jäger dieses Tabuthema in eine Familie, und zwar in eine Familie, die bereits geschrumpft ist und nur noch aus zwei Personen besteht. Wenn der eine geht, ist der andere alleine. Diese reduzierte Situation gibt dem Film seine Substanz, denn die Geschichte spielt sich fast ausschliesslich zwischen Vater und Tochter ab. Die Intimität des Kammerspiels spiegelt sich in formalen Aspekten. Die Kamera von Piotr Jaxa, der früher mit Krzysztof Kieslowski arbeitete und im vergangenen Jahr die Kameraarbeit bei Nachbeben (Stina Werenfels, CH 2006) machte, rückt den Protagonisten richtiggehend auf den Leib. Nah- und Detailaufnahmen prägen den Film und sorgen für ein gekonntes Zusammenspiel zwischen Form und Inhalt. Dabei fehlt es trotz des schwermütigen Themas nicht an Humor, denn Sterben scheint gar nicht so einfach zu sein und bisweilen sogar komisch.
Stefan Gubser und Mona Petri, die die beiden Hauptfiguren hervorragend spielen, waren beide als Koautoren an der Entwicklung des Drehbuches beteiligt. Das Drehbuch wurde aus der Improvisation heraus entwickelt, gedreht wurde in Stefan Gubsers eigenem Haus. Dadurch ist ein ruhiger, beeindruckend persönlicher Film entstanden.