Fast zehn Jahre nach ihrer Reise in Das Schweigen der Männer (1996) sind Max Rüdlinger und Polo Hofer wieder unterwegs in Richtung Alpensüdseite. Dieses Mal sind die Helden von Klopfensteins «Berner/Männer-Trilogie» (E Nachtlang Füurland, 1981, Füürland 2, 1991 – beide in Ko-Regie mit Remo Legnazzi – waren die ersten zwei Folgen) auf der Suche nach ihrem ehemaligen Regisseur, welcher nun zurückgezogen in Umbrien lebt. Die zwei Schauspieler wollen für einmal einen publikumsfreundlichen Schweizer Film drehen und haben sich dafür eine reisserische Sex-and-Crime-Geschichte an exotischen afrikanischen Schauplätzen ausgedacht. Um die Finanzierung soll sich Klopfenstein kümmern, der ja immer «Meister im Ausfüllen von Formularen» für staatliche Filmförderung gewesen sei. Dieser arbeitet allerdings an einer abstrusen Geschichte über die katholische Kirche und will nichts von ihrer Slapstick-Komödie wissen. An Stelle der ersehnten Reise nach Kapstadt werden Max und Polo bald von ihrem Regisseur – zwecks Probeaufnahmen für die Vogelpredigt des heiligen Franziskus – in den umbrischen Wald geschleppt. Ihre Mönchskutten sind aus Schweizer Armeewolldecken, und die Vögel sind Tontauben. Doch richtig schlimm wird es erst, als Klopfenstein plötzlich verschwindet.
Die Vogelpredigt basiert auf einem alten dramaturgischen Trick: Der Film erzählt die Geschichte seines eigenen Entstehens, Regisseur und Schauspieler parodieren sich selber. Doch die Selbstreflexivität hat ihren Grund: Die Vogelpredigt ist eine äusserst clevere und unterhaltsame Satire über die Tücken des Filmemachens in der Schweiz in einer Zeit der zunehmend erfolgsorientierten Förderpolitik und eines globalisierten Filmmarkts. In der Rolle des Autorenfilmer-als-Einsiedlers gelingt es Klopfenstein, sich sowohl über prätentiöse writer-directors lustig zu machen wie auch über diejenigen, die gerne jedes Filmprojekt jenseits vom Mainstream als «weltfremd» bezeichnen. Gleichzeitig funktioniert das absurde Filmkonzept der Schauspieler als listiger Kommentar auf trendorientierte Filmdrehbücher. Ingredienzien wie eine esoterische Liebesgeschichte, Al-Kaida-Terroristen und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sollen nämlich die Abenteuer der zwei Amok laufenden Schweizer aufpeppen.
Ironischerweise ist auch Die Vogelpredigt gespickt mit Insiderwitzen und Anspielungen auf Prominente. In Anlehnung an seinen Film WerAngstWolf (2000) wird Klopfenstein schliesslich von einem Wolf gefressen. Vorher opfert er seine letzte Gans – namens Bruno – als Mahlzeit für seine Gäste. Bei den Namen aktueller Fernsehredakteure und Filmpolitiker fragt man sich jedoch, ob die Pointen nicht zu sehr mit Aktualitäten verbunden sind, so dass in fünf Jahren wohl kaum noch jemand darüber lachen wird. Einen sichereren Wert haben die Cameo-Auftritte von Mathias Gnädinger als kapitalistischer Priester Augustinus und Ursula Andress als Madonna einer lebendigen Pietà-Skulptur.
Die Vogelpredigt wurde mit einfachsten Mitteln auf Mini-DV und in Klopfensteins unverkennbarem, scheinbar improvisierten Stil gedreht. Doch die raffinierten Dialoge – sowie Ben Jegers vielschichtige Filmmusik – zeugen von einer absoluten und zugleich humorvollen Professionalität.