MATTHIAS CHRISTEN

LIGHTMAKER (DIETER MEIER)

SELECTION CINEMA

Dreizehn lange Jahre hat Dieter Meier an Lightmaker gearbeitet - als Autor, Produzent, Regisseur und Schauspieler. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Videoclip und Zaubermärchen, eine akustisch und visuell aufwendig gestaltete Parabel auf die belebende Macht der Liebe und der Musik.

Held der Geschichte ist Rumo, ein junger New Yorker Geiger. Er wird von Balthasar (Dieter Meier), dem Abgesandten des Herzogs Osso und seiner Frau Hera, in ihr unterirdi­sches Reich gelockt. Dort soll er mit seiner Geige den verglühenden Kristall, der das düs­tere Herzogtum mit Licht und Lebensenergie versorgt, wieder zum Leuchten bringen. Zum Dank winkt ihm die Liebe der schönen Prin­zessin Mira. Ihre Eltern setzen jedoch alles da­ran, die Beziehung zu verhindern, obwohl nur Rumo ihr Reich vor dem sicheren Untergang retten kann. Es ist die Musik, die die beiden Liebenden schliesslich zusammenführt: Mit seinem letzten, verzweifelten Auftritt bringt Rumoden magischen Kristall zum Bersten und macht so für sich, seine Liebe und die Unter­tanen des Herzogs den Weg frei zur Oberwelt.

Lightmaker war zunächst als Live-Perfor­mance für das Pop-Duo Yello geplant, zu dem sich Dieter Meier und Boris Blanc in den Acht­zigerjahren erfolgreich zusammengetan haben. Die Songs von Yello bilden denn auch den mu­sikalischen Kontrapunkt zu Rumos klassischen Geigenpartien. Als Film vertraut Lightmaker allerdings zu sehr auf seine ausgefeilte Klang­struktur. Die Figuren, obwohl im Fall von Osso und Rumo mit Altstar Rod Steiger und Zbigniew Zamachowski, dem Hauptdarsteller aus Krzysztof Kieslowskis Trois couleurs: Blanc, prominent besetzt, gewinnen kaum das nötige Profil. Sie verlieren sich in einer über­bordenden Fülle von abwechselnd schwarz-weissen und farbigen Bildern sowie Klängen.

Auch die Handlung scheint vor allem dem Zweck zu dienen, Material für rhythmisch komponierte Montagesequenzen zu liefern. Am Ende reduziert sie sich denn auch auf die platte Formel «A life without love is no life», die eine anonyme Erzählerstimme aus dem Off als Moral der Geschichte präsentiert und damit Meiers lustvoll verspielten Umgang mit opti­schen und musikalischen Versatzstücken an Komplexität und Raffinesse krass unterbietet.

Matthias Christen
geb. 1966, Promotion mit einer Arbeit zum Form- und Bedeutungswandel des Lebensreise-Topos in Text- und Bildmedien (to the end of the line, München 1999). Publizistische Tätigkeit zu Fotografie und Film. Lebt als Stipendiat des Schweizerischen Nationalfonds in Berlin; arbeitet an einem Buch zur Geschichte und den Funktionen des Zirkusfilms.
(Stand: 2018)
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