Der Ton setzt vor dem Bild ein. Rhythmisches Trommeln und Klatschen bereitet einen vibrierenden Klangteppich vor, auf dem sich - wie als Antwort auf die Erscheinung des Titels - ein wilder, unbändiger Strom von Bildern ausbreitet. Verfremdete visuelle Eindrücke, verwischte Konturen, scheinbar orientierungslos aneinandergereiht, werden nicht sich selber überlassen, sondern in einen vorgegebenen Takt eingebunden. Und plötzlich immense Stille: Der Bilderfluss stoppt, und man sieht ein einsames Ruderboot auf einem See inmitten einer Berglandschaft und hört dazu nur noch leise Naturgeräusche.
Die ersten Einstellungen von Vagabonding Images zwingen die Zuschauerinnen und Zuschauer von Anfang an, ihre Sinne zu schärfen und sich auf ein poetisches Filmcrlcbnis einzustellen. Nicht einer erzählerischen Linearität und Schlüssigkeit soll man hier folgen, sondern der Aufforderung zum Assoziieren. Dazu bietet dieses Werk ein vereinnahmendes filmisches Gewebe, dessen vielfältige Strukturen die Gedanken anregen.
Es sind immer wieder ganz einfache, mitunter archetypischc «Lebensbilder», die der Film zwischen fast vollständig abstrakten Sequenzen hervorbringt. In gleitenden oder auch - wie in der Anfangssequenz - abrupten Übergängen wird eine Sammlung von Szenen und Motiven des menschlichen Daseins aus unterschiedlichsten kulturellen Zusammenhängen und aus verschiedensten Lebensaltern und -Situationen präsentiert. Manchmal sind es flüchtige Eindrücke, manchmal genaue Beobachtungen, die die Filmemacher im Laufe mehrerer Jahre gedreht haben: das Antlitz, des Mädchens, das genüsslich an einem riesigen Stück Melone knabbert; Busse, die vom Meerwasser umspült werden; Bauern, die durch ein karges russisches Dorf stapfen.
Einige der «Lebensbilder» nimmt man nur oberflächlich war, da allzu schnell eine gängige, wenn nicht abgedroschene Symbolik abgerufen wird - wie etwa die Einstellungen mit den schrumpligen Händen eines alten Menschen auf dem prallen Bauch einer Schwangeren. Viele andere berühren aber sehr unmittelbar und intensiv, da sie sich mit eigenen Erinnerungen und Empfindungen treffen, ja diese geradezu evozieren. In diesen intimen Momenten entfaltet sich die poetische Filmform von Vagabonding Images am stärksten.