Drei Männer mit ganz unterschiedlichem Hintergrund machten dieselbe Erfahrung: Wenn eine Tatsache zu monströs, zu grausam ist, können die Beweismittel noch so evident sein – kaum jemand wird sie als Wahrheit anerkennen. Jan Karski, Gerhart Riegner und Rudolf Vrba versuchten ab 1942 die Weltöffentlichkeit auf die «Endlösung», die Ermordung der europäischen Juden, aufmerksam zu machen.
Jan Karski soll im Herbst 1942 Informationen für die polnische Exilregierung in London überbringen. Vor seiner Abreise besucht er das Warschauer Ghetto und ein Lager mit Deportierten im Osten Polens. In London und Washington trifft er Politiker und Beamte, auch den Präsidenten der USA, und erzählt, was er mit eigenen Augen gesehen hat. Die meisten können es nicht fassen, zweifeln an der Lauterkeit des Zeugen oder reagieren mit Zynismus: «Unmöglich könnten wir Millionen von Juden retten, wo sollen die alle hin?»
Jan Karski erzählt mit Würde und mit immer noch wachem Schuldgefühl. Er sei wohl zu schwach, nicht gut genug gewesen für die Aufgabe, das Unfassbare begreifbar zu machen.
Gerhart Riegner wird als junger Jurist 1936 Leiter des Genfer Büros des Jüdischen Weltkongresses. Im August, nach einer Verhaftungswelle im besetzen Europa, erreicht ihn die erste Mitteilung von der «Endlösung». Er überprüft diese Information und drahtet am 8. August 1942 erste Telegramme nach London und Washington. Bis Kriegsende schickt er den Alliierten zahlreiche Zeugenberichtc, Dokumente, Hilfsgesuche und Rettungsvorschläge. Mit gepresster Stimme und schwer atmend berichtet er von der nachweislich falschen Information der Alliierten, ihre Bomber hätten nicht die Reichweite, den Bahnhof des Konzentrationslagers Auschwitz zu bombardieren.
Rudolf Vrba gelingt es im April 1944, gemeinsam mit seinem Freund Wetzler aus Auschwitz, zu (liehen. In seiner slowakischen Heimat berichtet er detailliert über das Todeslager. Seine Informationen gelangen als «Auschwitz-Bericht» auch in den Westen. In dichte Zigaretten-Rauchschwaden eingehüllt, zeigt er in der Schilderung seiner beklemmen den Erlebnisse abgründigen Witz. Er wurde nicht vom Filmautor interviewt, sondern 1982 von der englischen Fernsehstation Thames Television. Nachrichten am dem Untergrund ist ein reiner Talking-heads-Film. Was die drei Zeitzeugen zu berichten haben, nimmt die Aufmerksamkeit so in Anspruch, dass jegliches andere Bildmaterial zuviel wäre. In dieser ästhetischen Beschränkung erhält der Film etwas Verinnerlichtes, beklemmend Intensives. Er ist auf Gesichter, auf die Erinnerung und Gedanken zum Erinnerten konzentriert – eine dem quälenden Stoff adäquate Form.