»Bali 1990, 1992«: Dies die knappen Angaben im Vorspann des filmischen Skizzenbuchs von Peter Mettler. Mit dem Bild eines sakralen Rituals, gefolgt von einem Schnitt auf Naturlandschaft, eröffnet und beschließt der Filmemacher sein impressionistisches Porträt der indonesischen Insel und ihres Brauchtums. Aus dem Bilderreigen lassen sich ein Prolog – den Naturelementen Erde, Wasser, Feuer gewidmet – und ein Hauptthema – der sakrale Tanz – herauskristallisieren.
Bilder der gebirgigen Landschaft, des Vulkans und der Reisterrassen verweisen auf das Element Erde. Der Regen, dessen Tropfen wie ein Glasperlenvorhang vor sattgrünem Hintergrund schimmern und Kreise auf den unter Wasser stehenden Steinplatten ziehen, ein Boot, das durch die Wellen sticht, während die flirrenden Wasserreflexe zu graphischen Zeichen gefrieren: Dies die »Wasser-Bilder«, die die in tropischem Klima liegende Insel charakterisieren. Und schließlich: nächtliche Aufführungen von Schattentheater, wo der Kampf mit dem Drachen stattfindet – Mettler läßt die Aufnahmen von sprühenden Funken, Feuerschein und Lichtflecken durcheinanderwirbeln.
Im Mittelpunkt des Films aber steht der balinesische Tanz, seine charakteristische Gestik und Mimik, sein Eingebettetsein in das sakrale Brauchtum. Die Kamera umkreist die Tempelskulpturen und läßt die grinsenden Fratzen in ihrer Ausdrucksstärke fast lebendig werden. Die Fratzen finden sich wieder in den Masken der Komödianten und ihren populären Vorstellungen. Ob während der Übungsstunden oder den öffentlichen Aufführungen: Der kultische Tanz der grazilen Mädchen wirkt genauso feierlich, ruft ebensoviel Bewunderung hervor bei den Zuschauern auf dem ärmlichen Dorfplatz wie bei den Auftritten vor edler Kulisse. Das eigenartige Fingerspiel der Tänzerinnen übt dabei eine besondere Faszination aus.
Assoziativ fügt Mettler Aufnahmen aneinander, deren Manipulation unbegrenzt scheint: Der Wechsel von Farbe zu Schwarzweiß, von Aus- zu Einblendungen, von Zeitraffer zu Stills rhythmisiert und kadenziert Handlungen und Tanzrituale. Eine extreme Zeitlupe verwischt die Bewegungen, läßt die Bilder malerische Qualität gewinnen. Das experimentelle Bildpoem steht dabei in Dialog mit Rhythmus und Klang der musikalischen Begleitung: die für Java und Bali typische Gamelan-Musik, basierend auf Schlag- und Saiteninstrumenten, Flöten und Singstimmen. Als spielerisches Mosaik gewährt balifilm einen ebenso faszinierenden wie eigenwilligen Einblick in die fremde Kultur.