Im Sommer 1881 reist Ludwig I. von Bayern (Helmut Berger) mit dem jungen Münchner Hofschauspieler Josef Kainz (Max Tidof) und kleinem Troß in die Innerschweiz. Er beabsichtigt, die authentischen Schauplätze von Schillers Wilhelm Teil zu besuchen, und Kainz soll ihm vor Ort die entsprechenden Texte rezitieren. Auf der Suche nach der großen, reinen Empfindung will der König die literarische Fiktion zum Leben erwecken, was nur möglich ist, wenn alles reale Leben ausgeblendet wird zugunsten einer höchst artifiziellen Inszenierung. Ludwig verlangt denn auch, daß die Menschen und alles, was an den magischen Orten von der Jetztzeit zeugt, aus seinem Blickfeld verschwinden soll; noch radikaler: Die unmittelbare Anschauung soll durch die imaginierten Bilder ersetzt werden, die die Stimme Kainz’ evozieren. Ludwig und Kainz sollen sich ununterscheidbar in idealer Gemeinschaft im Raum gesteigerter Empfindsamkeit finden: Sie reisen nicht nur inkognito, sondern mit aus einer entsprechenden literarischen Vorlage entlehnten Identitäten: Kainz als Monsieur Didier, Ludwig als Marquis de Saverny, zwei Figuren aus dem romantischen Drama Marion de Lorme von Victor Hugo.
Basierend auf historischem Quellenmaterial, schildert der Film Stationen der 17tägigen Reise und, tiefergreifend, Konstellationen zwischen den zwei ungleichen Figuren - letztlich die Topographie einer gescheiterten Utopie. Denn zwischen den Szenen rund um den Vierwaldstättersee wird, mit Rück- und Vorblenden, Einblick geboten in den anderen ergänzenden Bereich von Ludwigs Fiktion: In seinen Schlössern läßt er mit damals modernster Technologie Ersatzszenarien errichten, in denen Raum und Zeit aufgehoben sein sollten.
Die Dubinis drehten den Film an den Originalschauplätzen, mit historischen Kostümen und Requisiten. Das Resultat ist jedoch kein „Kostümschinken“, der vorgibt, die Authentizität von Vergangenem zu beschwören. Distanzierung ist eingebaut: Den einzelnen Einstellungen eignet etwas Tableauartiges, Gestelltes; die Abfolge der immer wieder ausgeblendeten und neu eröffneten Bildsequenzen erinnert an einen Stationenweg, ihr Rhythmus in der Rezeption an das Durchblättern eines Fotoalbums.
Die Erzählung bildet sich aus einer Folge von kleinen Erzählungen, die den (vergeblichen) Versuch des Protagonisten repräsentieren, die „große“ Erzählung, die Utopie, zu realisieren. Damit kommt ein selbstreflexives Moment des Films ins Spiel, das sich vielschichtig verweisend entfaltet. An einer Figur, die der Geschichte zu entfliehen suchte, wird im Film thematisiert, wie Geschichte aus einem je Gegenwärtigen konstruiert wird. Mit Hinweisen auf Glasstereoskopie, Panorama und Photographie verweist der Film auf seine eigene mediale Vorgeschichte. Und der Diskurs, der Ludwigs wahnwitzigem Treiben zugrunde lag - das Verhältnis von Erfahrung und Vorstellung, „Leben“ und Kunst betreffend - ist heute aktueller denn je: die Ästhetisierung und damit das „Verschwinden“ der Wirklichkeit, die Vorherrschaft der Simulacra, die Mediatisierung der Lebenswelt und die „Rettung“ des Erhabenen in der Kunst sind nur einige Stichworte dazu. Man könnte die Blaue Grotte im Schloß Linderhof durchaus als frühe Form des virtuellen Raums, des Cyberspace, interpretieren. In diesem Zusammenhang sei jedoch kritisch einschränkend angemerkt, daß es den Dubinis wohl gelingt, die Asthetisierung einer Existenz ins Bild zu bringen. Die Aufgabe aber, die Fiktionalisierung der Realität, ihre imaginäre Verfaßtheit, im Film selbst bildhaft werden zu lassen, wird nur ansatzweise und in einzelnen Augenblicken gelöst. Oft bleibt diese Dimension des Themas im Theatralischen stecken, wird wörtlich vorgetragen oder durch Mimik repräsentiert.