Spätestens seit Ernstfall in Havanna (CH 2002) ist die Regisseurin Sabine Boss einem breiten Publikum bekannt. Inzwischen gehört sie zu den erfolgreichsten Regisseurinnen im Schweizer Filmbusiness. Erst letztes Jahr räumte sie mit Der Goalie bin ig (CH 2014) zahlreiche Preise ab. Neben dem Kino hat sich Boss aber auch immer dem Theater und dem Fernsehen gewidmet. Zu ihren Fernsehfilmen gehört die Komödie Vecchi pazzi.
In einem Mailänder Theater gibt die Sängerin Vivi Ferrari einen ihrer grossen Soloauftritte. Sie ahnt nicht, dass es ihr vorläufig letzter sein wird. Ihr alter Freund und Manager Ciccio hat mit seinem Theater neue Pläne – ohne sie. Doch nicht nur er macht Vivi einen Strich durch die Rechnung. Auch ihre Gesundheit macht ihr zu schaffen, denn Vivi leidet schon seit Jahren an Multipler Sklerose. Auf Drängen ihrer Tochter zieht sie in eine Seniorenresidenz in Locarno. Dort schlägt man ihr vor, dem Chor beizutreten. «Ich bin Solistin», empört sich Vivi. Da lernt sie den kauzigen Rentner Aldo Petacchi kennen. Aldos Neffe Silvio drängt darauf, dessen in die Jahre gekommenes Tanzlokal an die Stadt zu verkaufen. Da hat Vivi eine gewagte Idee: Wenn Aldo und sie heiraten, wird sie seine Haupterbin und kann den Saal vor dem Abriss bewahren. Sie hätte im Gegenzug einen Ort, um aufzutreten. Doch ganz so einfach ist ihr Vorhaben nicht, denn was als reine Geschäftsbeziehung gedacht war, entwickelt sich auf einmal zum emotionalen Chaos.
Der Titel Vecchi pazzi – zu Deutsch etwa «alte Narren» – bezieht sich nicht nur auf ein Lied, das mehrmals im Film vorkommt. Er bezeichnet wohl am allermeisten seine ziemlich verrückte Hauptfigur. Die von der deutschen Schauspielerin Andrea Jonasson verkörperte Vivi passt nicht in das Bild einer gewöhnlichen, braven Seniorin. Sie ist ehrgeizig, will noch immer hoch hinaus und denkt in erster Linie an sich selbst. Im Laufe des Filmes wird sie aber – wie es unkonventionellen Protagonistinnen oft ergeht – gebändigt. Zudem steuert Vecchi pazzi auf ein allzu perfektes Happy End zu. Aber Vivi wird nicht nur ihrer unkonventionellen Art wegen gezähmt. Sie muss auch die körperlichen Unzulänglichkeiten, die ihre Krankheit mit sich bringt, akzeptieren. Das trägt zur traurigen Note dieser sonst eher leichtfüssigen Komödie bei.