JONAS ULRICH

ONE WAY TRIP 3D (MARKUS WELTER)

SELECTION CINEMA

LSD als Partydroge war gestern. Stattdessen wollen sich Valerie und ihre Freunde den Kick über Wochenende im Jura holen, indem sie dort nach halluzinogenen Pilzen suchen. So machen sich die acht Jugendlichen im Van auf in die Berge und finden nach einigen Hindernissen eine geeignete Lichtung, wo sie ihre Zelte aufschlagen. Nun ist Pilzjagd angesagt! Womit sie nicht gerechnet haben: Mitten im Wald wohnt ein alter Bauer mit seiner Tochter, die nicht besonders gut auf Fremde zu sprechen sind. So wird der heitere Wochenendausflug für die Jugendlichen alsbald zum Horrortrip.

Es scheint, als wolle sich Markus Welter mit One Way Trip 3D endgültig als Mann fürs Grobe etablieren: Schon bei seinem Regiedebüt Im Sog der Nacht (CH 2009) beschäftigte sich der ehemalige Cutter mit Jugendlichen in einer Extremsituation und ging dabei nicht gerade zimperlich vor. One Way Trip 3D lehnt sich nun deutlich an einschlägige Vorbilder des US-Slasher-Films an und folgt dem altbewährten Rezept dieses Genres. Statt eigene Zutaten beizumischen und dem Gericht eine besondere schweizerische Note zu verleihen, hält sich der Film derart strikt an die «10 kleine Negerlein»-Formel, dass etwaige Überraschungsmomente im Keim erstickt werden. Zu ernst genommen wurde die gängige Konvention, ausgiebig zu zeigen wie sich der Killer von hinten an das nichtsahnende Opfer anschleicht. Dieses Stilmittel erzeugt jedoch nur dann suspense, wenn der Zuschauer bereits eine emotionale Beziehung mit der Figur aufgebaut hat. Ein Horrorfilm, bei dem man nicht nur jedes Ableben einer Figur meilenweit im Voraus kommen sieht, sondern sich auch nicht die Spur darum schert, funktioniert nicht.

Da interessante Charakterzeichnungen und eine glaubwürdige Gruppendynamik weitgehend fehlen, beschränkt sich der Unterhaltungswert von One Way Trip 3D auf die Frage, auf welche blutige Art und Weise sich die jeweilige Figur von der Leinwand verabschieden muss. Dabei konnten sich die Special-Effects-Leute tüchtig austoben: Die Jugendlichen werden erstochen, zerhackt, aufgespiesst und angezündet, und die Sache ist auch tatsächlich gut gemacht. Ein an moderne Horrorfilme gewöhntes Publikum beeindruckt das aber wohl nur bedingt. Auch die dritte Dimension, in der Schweiz sicherlich eine beachtliche Pionierleistung, macht den Film nicht viel interessanter, da die Handlung grösstenteils in der Nacht spielt und der stereoskopische Effekt dadurch eher gering ausfällt. Es bleibt der Eindruck, dass der ins 3D investierte Aufwand besser in die Drehbuchentwicklung gesteckt worden wäre.

Jonas Ulrich
*1990, seit 2009 Studium der Geschichte, Filmwissenschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Zürich. Daneben freischaffender Filmkritiker und tätig in der Produktion von Musikvideos und Kurzfilmen. www.atopic.ch
(Stand: 2016)
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