Andreas und Jana sind Ende Dreissig, seit zehn Jahren verheiratet und Eltern von vierjährigen Zwillingen. Im Lauf der Zeit hat sich die Routine in ihre Beziehung eingeschlichen, und die Liebe droht ihnen immer mehr abhanden zu kommen. Zeit für einen verzweifelten Rettungsversuch: Ein romantisches Wochenende im Tessin soll die Leidenschaft wiederbeleben und den Gefühlshaushalt ins Lot bringen. Doch es ist Winter, das Tessin ist verregnet, und schon auf dem Weg dorthin küsst Andreas eine andere, was den Ausflug zum Nullpunkt der Ehe werden lässt. Wie weiter, wenn überhaupt? Der Film verschachtelt diese Zeitebene der Handlung mit einer zweiten, späteren, in der das Paar beim Therapeuten sitzt, die Ereignisse rekonstruiert und sie im Gespräch auszuwerten versucht: Ein geschicktes Erzählmittel, das Dramatisches mit distanzierterem Humor, eine bewegte Handkamera mit Statik und das Beziehungskistengewurschtel mit theoretischer Reflexion ausbalanciert.
Der Film entwirft lauter mögliche Gründe für das Straucheln der Liebe – die Kinder, der Stress, der Alltag –, um schliesslich in Ratlosigkeit zu verharren. In der zweiten Hälfte verliert der Film entsprechend an Frische und Schwung, der Plot wird von etwas gar vielen Zufällen gelenkt. Dennoch sehenswert sind die grosse Natürlichkeit, mit der inszeniert und gespielt wird, und die liebevoll beobachteten Details aus dem Familien- und Paaralltag: das Chaos am Frühstückstisch, die kleinen Hoffnungen auf Romantik, die ins Leere laufen, das immer wieder haarscharfe Verfehlen der Harmonie und die nagenden Enttäuschungen, die daraus hervorwuchern.
Zu zweit, das Spielfilmdebüt von Barbara Kulcsar, Absolventin der ZhdK-Filmklasse, gewann den Zürcher Filmpreis 2010. Interessant ist das Ineinandergreifen von Produktionsbedingungen und Arbeitsweise. Anstatt öffentliche Fördermittel zu beantragen, entschloss sich das Produktionsteam, seine Zeit und Energie direkt in die Realisierung des Films zu stecken. Die Entscheidung für eine No-Budget-Produktion wurde konsequent umgesetzt: Gedreht wurde in wenigen Tagen mit kleinstmöglicher Crew, Requisiten und Kostüme stammen aus dem Privatfundus, die Aufnahmen entstanden mit natürlichen Lichtquellen und an realen Schauplätzen. Die Kamera arbeitete dabei mit Tiefenunschärfe, um die Sperrung der Schauplätze zu umgehen. Das klar durchdachte, intelligente Produktionskonzept verleiht dem Film eine Intensität und Dringlichkeit und ist seine eigentliche Stärke.