Wer hinter dem Titel I Was a Swiss Banker die dokumentarische Aufarbeitung eines Schweizer Bankenskandals erwartet, täuscht sich gewaltig. Der Filmemacher Thomas Imbach tischt vielmehr ein verspieltes Märchen auf, in dem er die Hauptfigur in gefahrvolle Fantasiewelten abtauchen lässt: In seinem Porsche schmuggelt der Banker Roger Caviezel (Beat Marti) für seine Kunden Geld über die Grenze. Als er bei einer Kontrolle hängenbleibt, flüchtet er sich in den Bodensee. Unter Wasser rettet ihm eine Meerjungfrau das Leben. Als er wieder an Land ist, schliesst eine Hexe eine Wette mit ihm ab: Wenn es Roger nicht gelingen sollte, in drei Versuchen eine Frau zu finden, die ihn wirklich liebt, soll er der Hexe gehören.
Eine verwunschene Tour de Suisse nimmt so ihren Anfang, die durch die vielfältigen Gewässer der Schweiz, vom Zürichsee durch den Vierwaldstättersee, über den Brienzersee bis hin zum Neuenburgersee führt und schliesslich im und beim Genfersee endet. Nicht nur die landschaftliche Vielfalt der Schweiz wird in I Was a Swiss Banker betont, auch der kulturelle und soziale Reichtum dieser Nation mit verschiedensten Staatsangehörigkeiten ist Thema. So wird im Film neben Schweizerdeutsch auch noch Rätoromanisch, Türkisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch und Französisch gesprochen. Den Ausflügen in die schwerelose Unterwasserwelt werden immer wieder mühevolle Kontaktversuche an Land gegenübergestellt, bei denen es nicht nur ums Abbauen der (scheinbar unüberwindbaren) Barriere zwischen den Geschlechtern geht, sondern eben auch ums Überwinden von Sprachgrenzen. Die zwischenmenschlichen Annäherungen enden ebenfalls im Fantastischen, und die Frage steht im Raum, ob der Banker in diesem Traumland je die wahre Liebe finden wird.
Wahre Liebe war schon das Thema von Imbachs Lenz (CH/D 2006). Wie das büchnersche Matterhorn-Drama reichert Imbach auch das Schwarzgeldmärchen I Was a Swiss Banker mit etlichen Naturelementen an. Landschaft und Tierwelt dienen dabei nicht nur als Kulisse. Aus der verstohlenen Elster wird irgendwann ein weisser Schwan; die lebensrettende Meer- jungfrau bietet schliesslich der Hauptfigur die Erlösung aus der Fabelwelt – wie dieses Jahr übrigens auch schon im Mysterythriller Marmorera.
Für Imbach war es von Anfang an klar, dass sein neuer Film im Gegensatz zum schweren, literarischen Stoff Lenz eine eher unbeschwerte Geschichte sein sollte: «Ein zarter, poetischer Film, der sich anfühlt, als ob einem ein Schmet- terling über die Wange streicht.» Neben der inhaltlichen Verspieltheit stechen auch die formalen Experimente ins Auge und flüstern verführerisch ins Ohr. Dabei finden in den Gesängen der Sirenen unter anderem Liedtexte von Mani Matter und Taxi sehr verschmitzte Verwendung. Eine Augenweide sind nicht nur die zahlreichen Tauchgänge, sondern auch die Titelsequenz und der Abspann.
Wie Lenz feierte auch I Was a Swiss Banker seine Uraufführung im Internationalen Forum des jungen Films an der Berlinale und wurde in das Programm «Appellation Suisse» von Locarno aufgenommen.