HEINI ALPER

LICHTSCHLAG (DANIELE BUETTI, DANIELLE GUILIANI)

SELECTION CINEMA

Die uralte Frage nach dem „Grund des Daseins“ hat - wir wissen es - immer wieder nicht nur Philosophen, sondern auch Künstler beschäftigt. Die den meisten Beantwortungskonzepten innewohnende Dualität hat dann sehr oft in literarischen Paar-Bildungen ihre Entsprechung gefunden - von Kain und Abel über Narziss und Goldmund bis hin zu Hinz und Kunz. Auch der Filmkunst blieb und bleibt es nicht erspart, jene ewig quälende Frage an sich selbst an und an den (zurück-) geneigten Zuschauer zu stellen.

Ganz nach den literarischen Vorbildern stolpern also in Lichtschlag zwei Männer als eine Art Dick und Doof der Wissenschaft vom Erkenntnisdrang getrieben durch die Gegend. „Wir werden Forscher“, haben Erdmann (der Dicke) und Sandmüller (der Dünne) beschlossen, getreu ihrer Einsicht, dass man sich mehr um die Philosophie kümmern sollte. Sie untersuchen Versteinerungen und Beton-Menhire, Autoteile und Maulwurfshügel. In die Quere kommt ihnen dabei ab und zu Lichtschlag (der Dritte), verkörpert durch den sonst auf Neurotiker-Rollen in Serienkrimis abonnierten Martin Semmelrogge. Auch sonst ist ihr Erkenntnisweg nicht frei von Rückschlägen: Nicht nur gilt es öfters den Gegenstand der Untersuchungen zu wechseln, es gibt auch Streit, man trennt sich, findet sich wieder, forscht weiter, unablässig bemüht, die Welt zu ordnen und ihr die Gesetze des Daseins abzutrotzen.

Das Ganze ist ein bisschen hintersinnig (in den Dialogen), ein bisschen lustig (in der Inszenierung) und - natürlich - ein bisschen surrealistisch (in den Bildern); das Genialische

an Lichtschlag ist dagegen vermutlich unbeabsichtigt und liegt darin, dass die Frage nach dem Sinn des Daseins genauso unbeantwortet bleibt wie die Frage nach dem Sinn dieses Films - ich vermute ihn darin, dass ein (weiterer) Beitrag zum Was soll’s-Genre geleistet werden sollte.

Heini Alper
geb. 1946, Mitglied der S-8 Gruppe Zürich und Mitarbeiter verschiedener Filmprojekte, arbeitet in der Dokumentation „Wort“ des Schweizer Fernsehens DRS.
(Stand: 2019)
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