Der erste Langfilm von Juliette Riccaboni wurde im
Val d'Anniviers gedreht und erzählt auf behutsame Weise die
Geschichte einer Familienbeziehung. Samir, ein 26-jähriger Mann,
beschließt, seinen Vater, den leidenschaftlichen Jäger, bei einer
Jagd zu begleiten, um ihm näher zu kommen.
Nach der Trennung seiner Eltern wuchs Samir bei seiner marokkanischen Mutter auf und hatte nur wenig Kontakt zu seinem Schweizer Vater. Die Höhe, die Jahre und die Kulturen haben die beiden Männer voneinander regelrecht entfernt. Um ihre Blutsbande zu stärken, verlässt Samir nun seinen Alltag im Mittelland und begibt sich mit seinem Vater für mehrere Tage auf eine Jagdexpedition in die Walliser Berge.
Die Momente des Wartens, der Verfolgung und des Schiessens sind hier aufschlussreich für die Spannungen, die sich im Laufe der Jahre aufgebaut haben. Die ungeschickten Bemühungen des Sohnes, die Aufmerksamkeit des Vaters, dieser flüchtigen Figur, zu erlangen, sind rührend. Trotz des Schmerzes über das Unausgesprochene, das den Vater und den Sohn voneinander trennt, gibt es aber immer wieder Momente des Humors und der Zärtlichkeit bei ihrem Wiedersehen.
Ein dritter Mann, Charlot, mischt sich noch in diese Vater-Sohn-Dynamik ein. Inmitten der malerischen Alpenlandschaft lernen die drei Männer, sich zu beherrschen. Sie teilen Momente der Selbstreflexion beim Wandern und beim stillen Beobachten. Das Aufspüren von Tieren ermöglicht es Samir und seinem Vater, in die gleiche Richtung zu gehen. Charlot bietet dabei eine etwas andere Sicht auf die Jagd, die mehr von Geselligkeit geprägt ist. Der warmherzige Freund zeigt Samir, wie man Murmeltiere mit Cognac zubereitet. Sie gehen auch gemeinsam angeln, was Le Fils du chasseur schliesslich eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Die Regisseurin, die 2014 ihren Abschluss an der Haute École d'Art et de Design (Genf) gemacht hat, hatte Samir schon als Teenager in ihren Studienkurzfilmen begleitet. Nun trifft sie ihn als Erwachsenen auf seiner Suche nach Beziehungen wieder. Mit großer Ruhe, Konzentration und Sensibilität filmt Juliette Riccaboni die Komplexität dieser schwierigen Vater-Sohn-Geschichte. Der Film lebt von der Authentizität der Protagonisten, deren Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von zahlreichen intimen Zerwürfnissen geprägt sind. Ohne einen Kommentar abgeben zu müssen, nimmt Le Fils du chasseur das Publikum mit auf eine emotionale Reise in die Nähe seiner Protagonisten, die - in einem immerwährenden Spiel von Distanz und Nähe - zugänglich bleiben.
Le Fils du chasseur wurde im Nationalen Wettbewerb von Visions du Réel uraufgeführt und gewann anschließend den Spezialpreis der Jury des Internationalen Alpenfilmfestivals in Diablerets (FIFAD).
Aus dem Französischen von Miloš Lazović
Nach der Trennung seiner Eltern wuchs Samir bei seiner marokkanischen Mutter auf und hatte nur wenig Kontakt zu seinem Schweizer Vater. Die Höhe, die Jahre und die Kulturen haben die beiden Männer voneinander regelrecht entfernt. Um ihre Blutsbande zu stärken, verlässt Samir nun seinen Alltag im Mittelland und begibt sich mit seinem Vater für mehrere Tage auf eine Jagdexpedition in die Walliser Berge.
Die Momente des Wartens, der Verfolgung und des Schiessens sind hier aufschlussreich für die Spannungen, die sich im Laufe der Jahre aufgebaut haben. Die ungeschickten Bemühungen des Sohnes, die Aufmerksamkeit des Vaters, dieser flüchtigen Figur, zu erlangen, sind rührend. Trotz des Schmerzes über das Unausgesprochene, das den Vater und den Sohn voneinander trennt, gibt es aber immer wieder Momente des Humors und der Zärtlichkeit bei ihrem Wiedersehen.
Ein dritter Mann, Charlot, mischt sich noch in diese Vater-Sohn-Dynamik ein. Inmitten der malerischen Alpenlandschaft lernen die drei Männer, sich zu beherrschen. Sie teilen Momente der Selbstreflexion beim Wandern und beim stillen Beobachten. Das Aufspüren von Tieren ermöglicht es Samir und seinem Vater, in die gleiche Richtung zu gehen. Charlot bietet dabei eine etwas andere Sicht auf die Jagd, die mehr von Geselligkeit geprägt ist. Der warmherzige Freund zeigt Samir, wie man Murmeltiere mit Cognac zubereitet. Sie gehen auch gemeinsam angeln, was Le Fils du chasseur schliesslich eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Die Regisseurin, die 2014 ihren Abschluss an der Haute École d'Art et de Design (Genf) gemacht hat, hatte Samir schon als Teenager in ihren Studienkurzfilmen begleitet. Nun trifft sie ihn als Erwachsenen auf seiner Suche nach Beziehungen wieder. Mit großer Ruhe, Konzentration und Sensibilität filmt Juliette Riccaboni die Komplexität dieser schwierigen Vater-Sohn-Geschichte. Der Film lebt von der Authentizität der Protagonisten, deren Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von zahlreichen intimen Zerwürfnissen geprägt sind. Ohne einen Kommentar abgeben zu müssen, nimmt Le Fils du chasseur das Publikum mit auf eine emotionale Reise in die Nähe seiner Protagonisten, die - in einem immerwährenden Spiel von Distanz und Nähe - zugänglich bleiben.
Le Fils du chasseur wurde im Nationalen Wettbewerb von Visions du Réel uraufgeführt und gewann anschließend den Spezialpreis der Jury des Internationalen Alpenfilmfestivals in Diablerets (FIFAD).
Aus dem Französischen von Miloš Lazović