Es ist ein eigenwilliges Experiment, das der Regisseur Kaleo La Belle mit seiner Ex-Frau, den drei Kindern und seiner neuen Partnerin in Angriff nimmt: Gemeinsam ziehen sie von der Schweiz in die USA, um dort einen Neuanfang als Patchworkfamilie zu wagen. Auf dem Prüfstand steht die Vision eines gemeinsamen Heims, in dem sich alle Bewohner/-innen frei entfalten können. La Belles sehr persönlicher Filmessay dokumentiert die Reise in eine ungewisse Zukunft ebenso feinfühlig wie schonungslos; ob die Familie ihr Ideal findet oder auf der Suche danach auseinanderfällt, bleibt am Ende offen.
Noch vor der ersten Einstellung des Films hören wir das Rauschen des Meeres – jenes Ozeans, der stellvertretend für La Belles Gefangenschaft zwischen Europa und Amerika steht. In der poetischen Schwarz-Weiss-Sequenz, die den Film eröffnet, folgen wir der Kamera über das offene Meer hin zu einer Küste. Das von Peter Mettler gesprochene Voice-over erzählt von Pangaea, dem letzten Superkontinent der Erdgeschichte: Einmal getrennt, heisst es, formten die Kontinente ihre eigenen Geschichten. Mithilfe dieser Analogie etabliert La Belle von der ersten Sekunde an die Grundthematik des Films: Auch seine Geschichte handelt vom Versuch, alles zusammenzuhalten, was auseinanderzufallen droht.
Der Umstand, dass sich der Regisseur selbst als Protagonist ins Bild seines Films setzt, hat besonderes Interesse verdient. Denn wo La Belle in seinem berührenden Erstlingsfilm Beyond This Place (2010) seinen Hippie-Vater porträtierte, befasst er sich in Fell in Love with a Girl mit seiner eigenen Vaterrolle: Selbstkritisch und hüllenlos zeigt er, welche künstlerischen und dokumentarischen Herausforderungen sich stellen, wenn man die Kamera auf seine eigene Familie richtet. Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der sich selbst fortlaufend hinterfragt und reflektiert: An einer entscheidenden Stelle im Film missachtet La Belle den Wunsch seines Sohnes, nicht gefilmt zu werden; dieser Augenblick ist nicht nur für die Beziehungsdynamik zwischen Vater und Sohn relevant, sondern auch für diejenige zwischen Regisseur und Protagonist.
Gleichzeitig verknüpft La Belle die intimen und für die Zuschauer/-innen teilweise beklemmenden Einblicke in seine Familie mit Arbeiten des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer sowie des Performanceduos Marina Abramović und Ulay. Diese Einschübe wirken zwar aufgesetzt, ermöglichen aber kurze Verschnaufpausen innerhalb des emotionalen Familienporträts, in denen es sich nicht zuletzt anbietet, auf einer universellen Ebene über Familienkonzepte und -konventionen nachzudenken.