Die Geister der Vergangenheit sind los in Turin, und was sie dort sehen, gefällt ihnen nicht. Die Statue des Nationalhelden Garibaldi macht im Voice-over seinem Unmut Luft über die gegenwärtigen Verhältnisse in Italien, das er einst zu einigen half. Während es den einfachen Leuten oft kaum noch gelingt, über die Runden zu kommen, können korrupte Politiker und Mafiosi scheinbar machen, was sie wollen.
Der alleinerziehende Klempner Leo (Valerio Mastandrea) hat es nicht leicht: Sein Sohn redet kaum mehr mit ihm und kümmert sich lieber um den Storch Agostina, für den er auch mal im Supermarkt ein paar Frösche mitgehen lässt. Als seine Tochter Opfer von Cybermobbing wird, heuert er den schmierigen Anwalt Malaffano (Luca Zingaretti) an, woraufhin dieser ihn in dubiose Immobiliengeschäfte zu verwickeln beginnt. In Malaffanos Anwaltsbüro lernt Leo die tollpatschige und mittellose Künstlerin Diana (Alba Rohrwacher) kennen, die sich ihre Miete mit der Herstellung von hässlichen Dschungelfreskos in Anwaltskanzleien erarbeiten muss. Dianas Vermieter (Giuseppe Battiston) seinerseits ist eine Art urbaner Aussteiger, der seine Zeit mit dem Lernen von fremdsprachigen Floskeln und dem Diebstahl von abgelaufenen Lebensmitteln verbringt. Die Geschichten all dieser Figuren kreuzen sich immer wieder am Rande, bis sie in einem finalen Roadtrip in der Schweiz, genauer gesagt in Krüttigkoferlafingen, endgültig zusammenkommen.
Ähnlich wie das narrative Konzept (und die Schweizer Dorfnamen) sind auch die meisten Figuren eher überspitzt gezeichnet – teilweise so sehr, dass sie kaum einen ernsthaften Kommentar auf die kritisierten Verhältnisse zulassen. Der bissige politisch-soziale Kommentar, den die Garibaldi-Szenen erahnen lassen, scheitert zudem meist an der Unoriginalität seiner Karikaturen, wie beispielsweise der des Anwalts oder seines Berlusconi-ähnlichen Klienten. Besser funktioniert der Film als liebevolles Porträt der Arbeiter- und Künstlerschicht, der man als Zuschauer gesellschaftliche Umstände wünscht, die die alltägliche Korrumpierung ihrer Werte überflüssig machen würden.
Sein liebevoller und genauer Blick auf die Lebensumstände einfacher Menschen, die durch mehr oder weniger komplexe Ereignisse aus der Bahn geworfen werden, ist seit jeher Soldinis Stärke – sei es die zurückgelassene Hausfrau in Pane e tulipani, das mit der Arbeitslosigkeit kämpfende Ehepaar von Giorni e nuvole oder die fremdgehende Frau in Cosa voglio di piú. Während die Figuren dieser Filme meist sehr lebensnah angelegt waren, sind sie in Il comandante e la cicogna so überzeichnet, dass sie oft ins Stereotype rutschen. Diese nicht immer geglückte Gratwanderung ist das Hauptproblem des sonst durchaus sympathischen und unterhaltsamen Filmes.