Zu sanften Klavierklängen rückt ein Bagger einem ausgedienten Hotel an die Mauern. Kontrapunktisch beginnt Christian Schocher seine neueste bündnerische Heimaterkundung. Nach Die Kinder von Fuma (1975), Engiadina (1985) und Jahre später (1997) schenkt er seine Aufmerksamkeit ehemaligen Angestellten verschiedener Engadiner Luxushotels. Kellner, Zimmermädchen und Chasseurs (Hoteldiener) erzählen, wie das früher mit den noblen Herrschaften war, die sich manchmal viermal am Tag ein Nickerchen genehmigten, und wie jedesmal das Bett neu zu machen war; sie erklären, wie das Lohnpunktesystem funktionierte und dass man ohne Trinkgeld nicht überleben konnte. Schocher registriert die Aussagen kommentarlos, streift mit der Kamera durch leere Gänge und Foyers und schaut sich - zu nostalgischer Klaviermusik - gestapelte Stühle, Silbergeschirr und Kronleuchter an.
Nur zurückhaltend kommen die Menschen, die ihr Leben lang fremde Bedürfnisse befriedigten, auf ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche zu sprechen. Und doch trauern sie etwas nostalgisch dem Glanz von damals nach, obwohl die Zeiten für sie hart waren. Früher, da hätten die Gäste abends Smoking getragen: «I don’t want to look like a waiter», heisse es heute. Bei aller Bescheidenheit strahlen viele der ehemaligen Angestellten ein würdevolles Bewusstsein, mitunter auch Stolz aus, eine vergehende und glanzvolle Epoche der schweizerischen Luxushotellerie mitgeprägt zu haben. Die Concierges, deren absolute Diskretion ihre berühmten Gäste zu schätzen wussten und wissen, eifern ihrem Berufsethos am ausgeprägtesten nach. Die heutigen, mehrheitlich ausländischen Angestellten sehen das nüchterner.
Schocher begegnet allen einfühlsam und zurückhaltend. Leider vermag diese stille Anteilnahme nicht den ganzen Film über zu fesseln; daran ändern auch ein Männerchor-Intermezzo und die zahlreichen schön kadrierten Fahrten durch Hotellabyrinthe wenig: Zu ausschliesslich klebt die Kamera an den Erzählenden. Eine Welt ausserhalb der Hotels und deren Vergangenheit scheint es nicht zu geben. Vielleicht ist dies auch die biografische Quintessenz vieler ehemaliger Angestellten.