NIKLAUS OBERHOLZER

FIEBERZEIT (CHRISTOF SCHERTENLEIB)

SELECTION CINEMA

Ein kleiner und ironischer Beziehungsfilm, eine Dreiecksgeschichte, die locker erzählt wird in Fieberzeit des 1958 geborenen Christof Schertenleib, der die Filmschule Wien besucht: Vor dem Vorspann — „Spielfilmchen mit Originalton, viel Schwarz-Weiss, wenig Farbe, einer Überblendung und ohne Musik“, womit klargestellt sein will, dass nicht alles blutig ernst genommen werden mag — tollen sich Urs und Martin in Basel im Gras, zum Abschied, denn Martin reist nach Wien, um zu studieren. Drei Jahre später geht Urs ihn besuchen, doch aus der alten Freundschaft will nichts mehr werden: Manin hat sich mit seiner Freundin verkracht, wird vor die Tür gestellt — und muss dann zusehen, wie Urs bei eben dieser Freundin zu landen scheint. Fieberzeit? Martin steht die Krise kaum durch, verpasst sich eine Punk-Frisur und grellfarbige Fingernägel. Zum Schluss finden sich die beiden wieder, doch wie es weiter geht, bleibt offen.

Eine harmlose, einfache, beinahe simple Geschichte, eine Fingerübung und Gelegenheit für Schertenleib, nach Dokumentarfilmen wie Fernfahrerfilm Nr. 346, Erfahrungen im Spielfilm zu sammeln und seine Phantasie spielen zu lassen. Er tut es ehrlich und redlich, setzt einige Farbtupfer ein und einige Versuche ironischer Brechung. Mit der dramaturgischen Entwicklung kommt er einigermassen zurecht, auch wenn die Geschichte da und dort nicht ganz vom Fleck kommt. Die Dialoge sind knapp und stellenweise von einigem Witz. Die Schauspieler vermögen die allerdings nicht gerade vielschichtig angelegten Charaktere zu zeigen und plausibel zu machen, die jungen Männer vor allem, während Martins Wiener Freundin eher blass bleiben muss.

Niklaus Oberholzer
*1940, studierte Kunst- und deutsche Literaturgeschichte. 1974 wurde er Leiter des Kulturressorts des Vaterland, der Luzerner Zeitung und der Neuen Luzerner Zeitung. Er war Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia. Für seine Arbeit als Kunstvermittler wurde Oberholzer 1996 mit dem Anerkennungspreis des Eidgenössischen Departements des Inneren ausgezeichnet. Als freier Publizist schreibt er für Medien und Verlage.
(Stand: 2019)
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