Ein Paar lädt zur grossen Gartenparty ein. Zu feiern gibt es den Abgang des Sohnes ins Militär, und zum Dessert soll er durch die Eltern mit einem ihnen genehmen Mädchen gepaart werden. Doch der Mittelpunkt des Fress- und Saufgelages fehlt: eben der Sohn. Und am Zaun hat man das Gesicht eines im Voraus geschlagen wirkenden Bauern gesehen. Das ist das Fest von Kleinbürgern, die ihre ganze Existenz auf ihre eigene Villa und was dazu gehört bauen. Errichtet worden sind diese Villen offensichtlich zum Schaden des Bauern; legal schien das Ganze auch nicht zu sein. Nur: Vor dem Gericht würde man den Besitzenden, nicht dem Bauern glauben. Und wurden die Villen auch heimlich errichtet — sie dürfen, da sie nun schon einmal stehen, offensichtlich auch m Bulgarien weiterbestehen. Kann das gut ausgehen?
Das Fest läuft bestens. Jeder achtet sorgsam auf seine Rolle — was dann etwa schwerfällt, wenn die Gastgeber gar so üppig und teuer auftragen, dass die Gäste entweder der Gier oder dem Neid erliegen. Und Monka ist selbstredend der perfekte Gastgeber. Er organisiert alles ganz verbissen, bis zum letzten Jauchzer. Er spielt den Unterhaltenden, macht, dass seine Party «die» Party wird — und dabei bleibt sie nur die verkrampfte, im Grunde zum Heulen triste Verlängerung eines kleinbürgerlich spannungsgeladenen Alltags. Das Arrangement in Komfort soll die zerquälte Langeweile verdecken; doch durch alles schimmert der üble Geschmack, die Verwüstung der Gefühle, der Aufwand als Blendwerk, die Leere in der Überfülle.
Dann, endlich, kommt der junge Mann. Die Gäste setzen zum Trinkspruch auf die Disziplin an, wünschen ihm eine gute politische Arbeit in der Armee. Aber da ist ein Haken: per Sohn hat ein Geheimnis, das die Mutter jäh in schlechtgespielte Ohnmacht wirft — er hat sich eben noch rasch und heimlich mit einem anderen Mädchen verheiratet. Es kommt zum Knall, und der Sohn, Ionkow, sagt sich pathetisch los von seinen Eltern.
Inzwischen gärt bei den gemästeten Gästen die Aggression der Langeweile. Man besinnt sich auf den üblen Bauern, der die Frechheit zum Protest hat, und man macht sich in einer düsteren Lynchszene, in der sich jeder hinter dem andern verstecken kann, auf, den Mann fertigzumachen. Was dann auch geschieht. Und am Schluss: Katerstimmung, gewiss, dann aber auch Zachariews genialer Einfall, den ganzen Anfang nochmals zu zeigen. Denn all das geht weiter und weiter, beginnt und beginnt von neuem...
Zachariew gelingt hier, zum Teil schon des Themas wegen, nicht dieselbe Distanz und leise Ironie wie in Die Volkszählung der Wildkaninchen. Die Kamera kommt nicht mit allen Nachtaufnahmen und Figurenporträts zurecht. Der Ton schwankt mitunter. Aber mit seiner lakonisch-entdramatisierten Art vermag Zachariew die schwarze Nacht der Party mit satirischer Beobachtung zu verbinden. Er macht die Nervosität in dieser überwachten Festlichkeit ohne Freude geschickt sichtbar. Die scharfe Kritik an Konsumation und Verbürgerlichung bricht sich in präzis beobachteten Details. So etwa nach einer missglückten Verführungsszene, die Sex zu einem Konsumationsobjekt unter anderen macht und nicht als menschliches Bedürfnis auslegt. Wenn sich die erfolglose Frau darnach auszieht, so nicht, um halt allein ihr Ver. langen zu befriedigen, sondern, als Zeichen ihrer Hypokrisie und ihres versteckten Puritanismus, den Rock zu wechseln Und am Schluss ist auch Ionkows Mädchen wohl für immer verschwunden: als Replik auf jene kleine Konzession, die er — etwa während des Tanzes — mit den Villenbesitzern eingegangen ist.