Behinderte Jugendliche stehen im Zentrum des Films: nicht als Objekte des nicht behinderten Blicks, sondern als Ressource im besten Sinn des Wortes. Katharina Rupp setzt Gruppen von jeweils drei Jugendlichen frontal vor die Kamera und lässt sie sprechen. Thema: Wunschträume. Kommentiert von den Zuhörenden vor der Kamera, entwickelt jede Person ein Wunschszenario, in dem sie selbst die Hauptrolle innehat. Ein Junge sieht sich aut der Harley durch die Landschaft donnern. Ein anderer träumt den zartbitteren Traum des Pennerseins in einer unwirtlichen Umgebung. Ein Dritter skizziert sein Selbstporträt als Truckdriver in einem megastarken Lastwagen.
Dann wird «realisiert», das innere Auge der Jugendlichen durch eine innerfilmische Regie erweitert. Den Träumenden werden Brücken gebaut: Dekors und Räume, Vehikel, Kostüme. Mit einschlägigen Verfahren wie Rückprojektion kommt auf der Leinwand zustande, was sonst unmöglich wäre. Der «Harley-Fahrer» durchschneidet mit wehendem Zopf die Frühlingsluft. Der «Penner» legt sich im kaputten Regenmantel auf die Parkbank usw. Als verbindendes Vehikel fungiert ein Raumschiff - Fahrzeug und Metapher zugleich. Die verschiedensten Traum-Räume werden via Dekor bildlich festgemacht und verbinden sich so zu einer kollektiven Fahrt.
Der Autorin gelingt damit auf denkbar einfachem Weg die Auflösung der Spannung zwischen «normal» und «nicht normal», die beim Filmen mit Behinderten immer im Raum steht. Die Behauptung einer prinzipiellen «Vollwertigkeit» des Lebens und Erlebens aus der Behindertensicht wird nicht als Imperativ suggeriert, sondern schlicht ausgelebt. Ganz nebenbei demonstriert die Autorin, wie viel Sinn es machen kann, die Quelle der Bilder vom Autorenstandpunkt dorthin zu verschieben, wo üblicherweise die «Materie» oder der «Gegenstand» eines Filmes situiert wird.