CYRIL THURSTON

MOVIESTAR (MARKUS IMBODEN)

SELECTION CINEMA

Max, dem Taxichauffeur, der von Männerabenteuern, von fatalen Frauen und brisanten Gaunerrivalitäten träumt, gelingt es, eine von ihm bewunderte Filmdiva zu chauffieren. Anschliessend begibt er sich mit diesem kleinen Trumpf in der Hand zurück in die Welt der Träume und schaut sich einen Film mit eben dieser Diva an. Spielerisch beginnt er, die im Film gesehenen Abenteuer nachzuahmen, indem er die anderen Zuschauer mit einer Pistole bedroht. Diese rufen die Polizei, die mit dem kleinen Möchtegern- Gauner kurzen Prozess macht und ihn, mir nichts dir nichts, in der Toilette niederschiesst.

Für Max wird die Illusion des Krimis, den er sich ansieht, schnell zur Realität. Doch allzu rasch ist klar, wohin der Film, der genau auf diese Spannung zwischen Illusion und Realität setzt, hinausläuft. Alles wirkt sehr gestellt und unglaubwürdig. So vermag auch die angestrebte Verschmelzung von Max’ Phantasmen mit der ihm gezeigten Kino-Illusion zur letztlich tödlichen Realität nicht zu überzeugen. Zuviel Gewicht wird auf Äusserlichkeiten gelegt: Auf eine perfekte Kameraführung, der das oft dilettantische Spiel nicht zu entsprechen vermag, auf die Konstruktion eines inhaltslosen, modisch ästhetisierten Films im Film, der viel zu viel Platz einnimmt. Vom Innenleben des Protagonisten, von dessen Obsessionen, erfahren wir nur auf einer oberflächlichen, durch den äusseren Rahmen der Geschichte gegebenen Ebene, was dem ganzen Film eine unglaubwürdige Stimmung, oder besser, gar keine Stimmung gibt. Hätte der Regisseur versucht, sich mehr auf die Obsessionen seiner Hauptfigur statt auf die uneinträglichen, in die Länge gezogenen Handlungsabläufe zu konzentrieren, hätte der Film durchweg an Tiefe gewinnen können. So kann man sich den Eindrucks nicht erwehren, dass Markus Imboden von den Männerphantasien, die er wohl kritisch darstellen wollte, allzusehr angetan war und anstelle einer Kritik leider eher eine fade Huldigung an die Illusionsmuster der alten Genrefilme geschaffen hat.

Cyril Thurston
geb. 1957, seit 1982 für die Programmierung des Kinos Xenix in Zürich mitverantwortlich, Mitarbeiter des Filmfestivals Locarno 1987/88, hat verschiedene Kurzfilme realisiert und ist seit 1991 mit einer Senegalesin verheiratet.
(Stand: 2019)
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