Unser Widersprach «Himmel und Hölle» heisst dieses Heft von CINEMA, das dritte - nach 2/79 («Gross und klein») und 3/79 («Hollywood und wir») - in einer losen Reihe mit Zentrum amerikanischer Film: Sind wir hoffnungslose Feuilletonisten, träumende Schöngeister? Romantiker? Wir hoffen es nicht. Ja wir tun etwas dagegen. Anstatt zu schwärmen über die immer spiegelglattere Oberfläche, die Sensationen neuerer und neuer Hollywoodprodukte, haben wir Wolf Donner gebeten, einmal die Perspektiven aufzureissen, von Geld zu sprechen und Prozenten, von Abhängigkeiten, Absprachen und von Machtkämpfen. Auf diesem Hintergrund steht der Aufsatz über einen Film, in dem andere staunend schwelgen mögen, Heaven’s Gate von Michael Cimino. Im Frühling haben seine Produzenten gesagt (gedroht), jetzt müssten halt wir - die Europäer, die Australier, die Asiaten - ihn bezahlen. Das war keine Redensart. Und auf dem gleichen Hintergrund sind auch Bernhard Gigers Notizen über einige liebe «Unabhängige» zu lesen, die einfach nicht merken wollen, dass man gegen den Medienfilz (und überhaupt gegen die gesellschaftliche Realität) nicht ankommt mit Gutgemeintem. Breit, ausführlich (und hoffentlich genau) sind wir bei den Filmen von Tanner, Reusser und Dindo, bei Filmen, die 50 bzw. 100mal weniger gekostet haben als Heaven’s Gate, die aber von ihren Autoren voll verantwortet werden. Wir finden das nicht inkonsequent und widersprüchlich. Das ist unser Widersprach. Martin Schaub
CINEMA #27/2
HIMMEL UND HÖLLE