Ein paar Fragen... Das «Filmwunder Schweiz» hat viel von seinem eigenartigen Glanz verloren. Auf den internationalen Festivals sind Schweizer Filme - früher als starke Aussenseiter oder Überraschungen gefeiert - seltener geworden. In der Schweiz ist es heute zwar selbstverständlich, dass jährlich ein paar Filme den Weg ins Kino finden und dass das Fernsehen Schweizer Filme auch im Hauptprogramm zeigt, sonst aber steht der Schweizer Film nicht mehr, wie noch bis vor einigen Jahren, im Mittelpunkt des kulturellen Lebens. Was ist passiert? Was ist aus den Ideen geworden, die den Schweizer Film einmal so ungewöhnlich machten? Was ist aus den Forderungen nach einem anderen Kino, nach anderen Bildern und Tönen geworden? Oder anders gefragt: Sterben die Unvernünftigen, die diesen Schweizer Film ausgezeichnet haben, aus? Diese Fragen standen am Anfang der Gespräche, die wir am 17., 18. und 19. Juni in Bern geführt haben. In diesen Gesprächen sollte einmal weniger vom Geld gesprochen werden oder von der Filmförderung, die, das wissen wir alle, sowohl auf staatlicher als auch kantonaler und kommunaler Ebene ungenügend ist. Die Gespräche sollten auch nicht zur Abrechnung werden mit dem Schweizer Film oder mit einzelnen seiner Filmemacher. Beantwortet wurden unsere Fragen nicht. Das haben wir auch nicht erwartet. Deutlich wurde aber immerhin, dass die von uns angeregte Denkpause auch anderen gelegen kommt, dass unsere Fragen nicht ganz aus der Luft gegriffen sind, sondern heute in der Schweiz gestellt werden können - mehr: müssen. Bernhard Giger, Martin Schaub

CINEMA #26/2
DAS VERLORENE HERZ