NORA KEHLI

AIRE DE JEUX (ADRIEN BEROUD)

Der arbeitslose Noé (Noé Menuau) nimmt an einem Vorsprechen für ein Theaterstück teil. Er sieht darin nicht nur eine Chance, Geld zu verdienen, sondern vor allem ein Sprungbrett für seine Karriere, denn eigentlich will er als Stand-up-Comedian durchstarten. Trotzdem oder gerade deshalb nimmt er das Casting nicht wirklich ernst. Mit seiner Nonchalance kommt er bei den anderen Vorsprechenden nicht gut an und provoziert zudem einen Streit zwischen dem Regisseur (Roberto Garieri) und dessen Assistenten (Yann Hermanjat). Um sich zu rehabilitieren, kümmert er sich um Kenzaëlle (Adriana Chatila), das Mädchen des Regisseurs, in der Hoffnung, doch noch eine Rolle in dem Stück zu ergattern.
 
Aire de Jeux von Adrien Beroud basiert auf einem Drehbuch, das der Regisseur im Rahmen seines Bachelor-Projekts geschrieben hat. Ursprünglich als Langspielfilm konzipiert, entschied sich Beroud für eine Umsetzung als Kurzfilm. Die satirische Komödie, die in der Welt des zeitgenössischen Theaters angesiedelt ist, gibt einen fragmentarischen Einblick in die weniger glamourösen Seiten des Schauspielberufs.
 
Im Zentrum der Handlung steht der mühsame Prozess des Vorsprechens. Man fühlt sich an die Casting-Szenen von Damien Chazelles US-amerikanischer Musicalromanze La La Land (2016) erinnert, die dieses Thema weitaus dramatischer behandelt. Beroud hingegen bedient sich eines unterschwelligen Humors, um die Absurditäten aufzudecken, denen sich die Vorsprecher_innen ausgesetzt sehen: exzentrische Regisseure, bizarre Schauspielanweisungen, Ressentiments der Konkurrent_innen.
 
Der Film ist als Kammerspiel angelegt und spielt in einem grossen, kargen Theater. Auf dieser ‹aire de jeux› (dt. Spielplatz) spielen alle eine Rolle, um ihre persönliche Agenda zu verfolgen. Eine Rolle, die man gezwungenermassen spielen muss, um auf der Karriereleiter aufzusteigen. Doch eine Garantie gibt es für nichts, denn letztlich werden Entscheidungen willkürlich getroffen, wie Berouds Kurzfilm anschaulich darlegt.
 
Die Handlung ist zwar nicht besonders tiefgründig, aber das war wohl auch nicht die primäre Absicht des Regisseurs. So wird auch deutlich, dass es sich hier um eine Fingerübung für einen Langspielfilm handelt. Auch wenn Aire de Jeux dramaturgisch nicht viel hergibt, besticht der Kurzfilm durch ansprechend komponierte Bilder und amüsante Dialoge und Interaktionen, die den Zuschauenden bisweilen ein Lächeln entlocken.
 
Nora Kehli
*1996 in Luxemburg, studiert Filmwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Neben dem Studium als studentische Hilfskraft an der Online-Datenbank Timeline of Historical Film Colors tätig und für Online- und Printmedien Artikel über Film und Fernsehserien schreibend (maximumcinema.ch).
(Stand: 2022)
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