Pauline (Mélanie Thierry) und Alex (Pierre Deladonchamps) haben ihren Traum verwirklicht. In ihrem neuen Spielfilm erzählt Bettina Oberli von dem Paar um die dreissig, das dem Wunsch nach einem ökologisch bewussten Leben gefolgt ist. Im Jura betreibt es seinen Selbstversorger-Bauernhof. Alles wird von Hand erledigt und gefertigt, in knochenharter Körperarbeit: von der Geburtshilfe beim Kalben und dem Melken der Kühe bis hin zum Entkernen der Kirschen. Selbst die Trockenmauer entsteht in mühseligem Setzen eines Steins auf den anderen. Von Pauline und Alex fordert diese Radikalität alles ab. Die physische Anstrengung wird denn auch in vielen Einzelszenen eingefangen; sie bringt Dreck und fordert Schweiss, ein Gewitter ist bedrohlich heftig, der Regen sehr nass.
Pauline mit ihren hellen blauen Augen strahlt zu Beginn dennoch unverzagt in die anfangs noch meist sonnenüberflutete Landschaft, die gewonnene Autarkie gibt dem Paar das Gefühl, endlich unabhängig, ja unbesiegbar zu sein. Sie nehmen sogar die junge Frau Galina (Anatasia Shevtsova) aus Tschernobyl bei sich für den Sommer auf, und tatsächlich sinken ihre Verstrahlungswerte.
Doch immer mehr wird deutlich: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Pauline und Alex sind auf die Hilfe von Samuel (Nuno Lopes) angewiesen, der ihnen das ersehnte Windrad fachgemäss installiert. Und während Pauline Alternativen zur zunehmenden ideologischen und psychologischen Enge sucht – wobei die Anziehung zwischen ihr und Samuel als Mittel zum Zweck erscheint –, entwickelt Alex bald verbohrte, dann fanatische Züge: Er versteift sich darauf, seine Kühe ausschliesslich von einem Heiler behandeln zu lassen. Und für seine Frau hat er in der Sturheit keine Augen mehr. Bis sie tatsächlich verschwindet und alles aus den Fugen gerät.
Das Bauernhof-Drama könnte man geradezu als eigenes Filmgenre in der Schweizer Filmgeschichte bezeichnen. Von Fredi Murers Meisterwerk Höhenfeuer (1985) bis zu Séverine Cornamusaz’ Cœur Animal (2009) wurden Bauernhöfe mit ihrer Gebundenheit an Wetter und Jahreszeiten zu Schauplätzen von Sehnsucht und Utopie, aber vor allem auch von Besessenheit und Ausweglosigkeit. Oberli erzählt auf dieser Folie von einer unglückseligen Dreiecksgeschichte, der Zerstörung einer (vermeintlichen) Idylle und der Emanzipation einer Frau. Drehbuch und Regie setzen allerdings nur vage Hinweise zu den tieferen Beweggründen der Figuren. Die Symbolik von Motiven wie Wind und Strom wird allzu deutlich in den Vordergrund gerückt, während einen das Schicksal von Pauline und Alex letztlich doch seltsam indifferent zurücklässt.