Am Anfang der Konversion stand immer eine Krise: Drogen- und Alkoholkonsum gefolgt von Studienabbruch, Identitätssuche junger Erwachsener, Chaos und Streit in einer schwierigen familiären Situation. In diesen Momenten bietet die Konversion eine Veränderung und neue Zugehörigkeit. So zumindest das Narrativ im Dokumentarfilm Shalom Allah des Schweizer Regisseurs und Radiojournalisten David Vogel. Der 2019 an der Semaine de la Critique in Locarno erstmals gezeigte Film geht der Frage nach, warum Schweizer zum Islam konvertieren – und wie sie und ihr Umfeld damit zurecht kommen, freiwillig einer Religionsgemeinschaft anzugehören, die sehr schlechte Presse hat. Ausgangspunkt des Films ist eine provokative Arena-Debatte über «Radikale Muslime», worin sich der wohl streitbarste konvertierte Schweizer Muslim und Präsident des Islamischen Zentralrats Schweiz, Nicolas Blancho, mit Oskar Freysinger (SVP) und Gerhard Pfister (CVP) gegenseitig medienwirksam abreagieren.
Vogel sucht den Kontrast zu diesen Arena-Haudegen und findet ihn bei Schweizer Islam-Konvertiten, die er über gut sieben Jahre mit der Kamera begleitet hat. Da ist der eher verschlossene Johan. Er trainiert viel und fand nach einer Lebenskrise mit Auszeit im Senegal zum Islam. Da ist Aïcha, eine junge Informatikstudentin, die sich nach dem Wegzug in die Stadt neu orientiert und vom Islam-Youtube-Tutorial bis zur Konvertiten-Konferenz alles selbst anpackt. Und schliesslich ist da Familie Lo Manto aus dem Berner Mittelland, die am offenherzigsten Einblick in ihr Leben gibt, das seit einem Türkeibesuch nach islamischem Glauben gestaltet wird. Die Eheleute mit italienischen Wurzeln müssen entrüsteten Verwandten erklären, dass sie keine Burka anziehen werden, keine Terroristen sind und die Kinder selber die Religion wählen lassen. Dabei sind sie mit ihrem breiten Berndeutsch oder der Zugehörigkeit zur Volkstanzgruppe, in der Mutter Miriam mit Kopftuch tanzt, ganz typische Schweizer. Mit diesen Kontrasten, die sich zusehends auflösen, je näher man den Personen kommt, spielt Vogel gekonnt.
Den grössten Kontrast aber steuert er selber bei: als Erzähler rückt er seine eigene Geschichte in den Fokus. Denn in gewisser Weise ist auch er Konvertit; als «einer dieser Juden, die nicht an Gott glauben und ihm doch nachtrauern». Mit zwanzig hat er die Kippa abgelegt und ist später sogar ausgetreten. Dass Vogel hier Parallelen aufzeigt und religiöse Minderheiten sowie deren Handhabe durch die Presse und Politik in der Schweiz thematisiert, ist gewinnbringend. Doch seine via Off-Stimme eingestreuten Wertungen über die eigene Arbeit, seine Mitteilung über den eigenen Blickwinkel und die eigenen Zweifel als Säkularisierten vertrauen teils zu wenig auf seine Bilder und Protagonisten.
Vogel sucht den Kontrast zu diesen Arena-Haudegen und findet ihn bei Schweizer Islam-Konvertiten, die er über gut sieben Jahre mit der Kamera begleitet hat. Da ist der eher verschlossene Johan. Er trainiert viel und fand nach einer Lebenskrise mit Auszeit im Senegal zum Islam. Da ist Aïcha, eine junge Informatikstudentin, die sich nach dem Wegzug in die Stadt neu orientiert und vom Islam-Youtube-Tutorial bis zur Konvertiten-Konferenz alles selbst anpackt. Und schliesslich ist da Familie Lo Manto aus dem Berner Mittelland, die am offenherzigsten Einblick in ihr Leben gibt, das seit einem Türkeibesuch nach islamischem Glauben gestaltet wird. Die Eheleute mit italienischen Wurzeln müssen entrüsteten Verwandten erklären, dass sie keine Burka anziehen werden, keine Terroristen sind und die Kinder selber die Religion wählen lassen. Dabei sind sie mit ihrem breiten Berndeutsch oder der Zugehörigkeit zur Volkstanzgruppe, in der Mutter Miriam mit Kopftuch tanzt, ganz typische Schweizer. Mit diesen Kontrasten, die sich zusehends auflösen, je näher man den Personen kommt, spielt Vogel gekonnt.
Den grössten Kontrast aber steuert er selber bei: als Erzähler rückt er seine eigene Geschichte in den Fokus. Denn in gewisser Weise ist auch er Konvertit; als «einer dieser Juden, die nicht an Gott glauben und ihm doch nachtrauern». Mit zwanzig hat er die Kippa abgelegt und ist später sogar ausgetreten. Dass Vogel hier Parallelen aufzeigt und religiöse Minderheiten sowie deren Handhabe durch die Presse und Politik in der Schweiz thematisiert, ist gewinnbringend. Doch seine via Off-Stimme eingestreuten Wertungen über die eigene Arbeit, seine Mitteilung über den eigenen Blickwinkel und die eigenen Zweifel als Säkularisierten vertrauen teils zu wenig auf seine Bilder und Protagonisten.