Ein Film ist für mich wie eine Komposition, ein Zusammenspiel vieler verschiedener Parteien. Wenn das Stück in seiner Rohfassung zu mir in die Postproduktion kommt, sehe ich die Zusammenarbeit der vorherigen Künstlerinnen. Schauspielerinnen, Kamera, Schnitt, Ton: Jeder steuert seine Kompetenz und eine individuelle Note bei und alle haben dasselbe Ziel, die Verbildlichung einer Idee in Bewegung. Das Ziel meines Schaffens ist es, den Film in einen visuellen Fluss zu bringen, bildliche Unterbrüche und Unreinheiten zu beheben und damit eine Konstanz der Bildabfolge zu schaffen. Durch diesen letzten Schritt im Filmentstehungsprozess gewinnt der Film nochmals an visueller Qualität.
Hier ein paar praktische Beispiele, wie ich mit meinem Schaffen die Filmqualität steigern kann:
- Bei Dokumentarfilmen kommt es häufig vor, dass Sequenzen von älterem Material wie VHS und Hi8 mit neuem, hochauflösendem Material kombiniert werden. Damit der Film nicht von Sequenz zu Sequenz zu springen scheint, verwende ich bei Filmrestaurierungen verschiedene Techniken: Interpolation von Halbbildern zu Vollbildern, Anpassen von Hell-Dunkel, Hochskalieren oder Reduzieren des Rauschens.
- Wenn im Freien gedreht wird, kann es vorkommen, dass die Sonne an einem ungünstigen Ort ins Bild scheint. Oder ein Schatten, der von der Kameraausrüstung herrührt, stört das Bild. Solche Lichtverhältnisse retuschiere ich heraus oder füge sie hinzu. Ich ergänze das Spiel zwischen Licht und Schatten. Die Herausforderung ist die Bewegung des Bildes. Dabei rotoskopiere ich in der Bewegung den entsprechenden Bildteil über mehrere Einzelbilder hinweg.
- Manchmal werden Vordergrund und Hintergrund eines Bildes separat und in verschiedenen Auflösungen aufgenommen und müssen danach zu einem Bild kombiniert werden. Zum Beispiel wurde der Film Flitzer von Peter Luisi in leeren Schweizer Stadien gedreht. Im Vordergrund sollten Fussballspieler und Flitzer während des Spiels in Hochauflösung zu sehen sein und im Hintergrund ein volles Stadion. Nur war es nicht möglich, in einem vollen Stadion zu drehen. So wurde das leere Stadion nachträglich digital mithilfe von Greenscreen, Rotoskopie und einem 3-D-Spezialisten gefüllt. Dabei war beim Compositing wichtig, auf Hell-Dunkel, Farbe und Auflösung zu achten.
- Bei der Farbkorrektur versuche ich, die Farben und den Kontrast bewusst so zu justieren, dass die Erzählung und die Stimmung einer Szene unterstützt werden. Wenig Kontrast wirkt tendenziell weicher, manchmal sogar mystisch. Viel Kontrast hingegen erzielt eine eher härtere, präsentere Wirkung. Gelbtöne wirken tendenziell etwas freundlich und lieblich, Blautöne eher kühl.
Qualität beim Compositing, bei den Visual und Special Effects und beim Color Grading bedeutet für mich, einen visuellen Fluss des Films zu erreichen, mit meinem Schaffen der Geschichte zu dienen, sie zu unterstützen und nicht durch technische Unreinheiten von ihr abzulenken. Ich arbeite an feinen visuellen Details des Filmes. Gute Arbeit habe ich geleistet, wenn dem Publikum meine Arbeit nicht auffällt.