Archivbilder aus den späten Sechzigerjahren führen in das Weltgeschehen ein, bevor uns ein harter Schnitt aus Woodstock in den Alltag eines Appenzeller Dorfes katapultiert. Hier legt Nora Ruckstuhl mit dem Fahrrad grosse Distanzen durch die winterliche Landschaft zurück, hängt Socken auf, versucht, ihr heranwachsendes Patenkind auf den rechten Weg zu bringen und hört sich Sorgen ihrer Freundinnen an. Mit ihren beiden Söhnen spielt sie abends ein Spiel: Sie tippt blind einen Punkt auf dem Globus an und erzählt ihnen dann etwas zur entsprechenden Weltgegend. Mehr als diese kleine Geste verbindet sie nicht mit der grossen weiten Welt. Als sie sich auf eine Teilzeitstelle in einem Reisebüro bewirbt, macht ihr Mann klar, dass er von dieser Idee nichts hält und er bei einer Verweigerung das Gesetz auf seiner Seite hat – ohne seine Erlaubnis darf sie nicht arbeiten gehen. Es ist diese private Situation, die sie für die Inhalte der zufällig erhaltenen Broschüren zum Frauenstimmrecht empfänglich macht. Doch damit steht sie in ihrem Dorf vorerst alleine da. Fast, wenigstens.
Als sie es nicht nur wagt, zur Diskussion zum Thema einzuladen, sondern auch noch dort zu sprechen, wird sie zuerst öffentlich gedemütigt, am nächsten Tag aber signalisiert ihr die eine oder andere Frau dann doch Solidarität. Wir wissen, wie die Geschichte ausgeht; beim zweiten Anlauf stimmten 1971 die Männer für das Frauenstimmrecht. Wie es selbst in einem konservativen Dorf dazu kommen konnte, erzählt Petra Volpe (Traumland, CH/DE 2013) mit einer vergnüglichen Portion Ironie und grosser Könnerschaft. Einmal mehr erweist sie sich als gute Drehbuchautorin und vor allem als begnadete Schauspieler-Regisseurin, die ihren Figuren Vielschichtigkeit und Glaubwürdigkeit mitgibt und ihr Ensemble zu nuancierten Darstellungen inspiriert. Allen voran ist hier Marie Leuenberger als Nora zu nennen, der man sowohl die engagierte Hausfrau, Mutter und Schwiegertochter als auch den Mut abnimmt, mit dem sie sich zu einem Schrittchen nach dem anderen überwindet. Zu ihr gesellt sich ein munteres Frauenteam, aus dem Sibylle Brunner als kämpferische ehemalige Wirtin, Marta Zoffoli als ihre Nachfolgerin und Bettina Stucky als genervte Schwiegertochter hervorstechen. Und auch Max Simonischek als überforderter Ehemann überzeugt.
Es gehört zum grossen Vergnügen des Filmes, zu sehen, dass einige Argumente der Frauenstimmrechtsgegner/-gegnerinnen heute doch recht amüsant und antiquiert wirken. Bei aller Leichtigkeit des Erzählens enthält Die göttliche Ordnung aber auch etwas abgrundtief Erschreckendes, weil man andererseits realisiert, wie viel davon eben doch noch gar nicht so veraltet ist, wie man es sich wünschte.