JAN-ERIC MACK

WERCKMEISTER HARMÓNIÁK (BÉLA TARR, HU 2000)

MOMENTAUFNAHME

Sperrstunde in der Dorfkneipe einer ungarischen Kleinstadt. Da wo sonst wenig Licht hinfällt, setzt der naiv wirkende János Valuska volltrunkene Stammgäste in Szene und illustriert so die Funktionsweise einer bevorstehenden Sonnenfinsternis. Aus trägen Nachtschwärmern werden federleichte Himmelskörper – kreisend durch die Schwerkraft in Balance gehalten. Beim Zeitpunkt der grössten Verdunkelung unterbricht Valuska seinen Monolog und füllt die Leere mit andächtiger Stille. Nicht nur dieser Raum, sondern das gesamte Universum scheint für einen Moment stillzustehen. Als wäre die Zeit aufgehoben. Aber der kosmische Tanz dreht sich weiter und wird jäh vom Wirt unterbrochen. Man möchte diesen magischen Augenblick nie mehr hergeben. Aber Valuskas Hinweis «Es ist noch nicht fertig» trifft auf taube Ohren und nicht nur die Gäste, son­dern auch wir als Zuschauer werden unweigerlich in die kalte Nacht entlassen.

Jan-Eric Mack
*1983. Nach einer Ausbildung als Grafiker studierte er an der Zürcher Hochschule der Künste und beendete sein Studium 2017 mit einem Master of Arts in Spielfilmregie. Realisierte verschiedene Kurzfilme, darunter Ronal­do, Alfonso, King und Facing Mecca. Jan-Eric Mack lebt und arbeitet als freischaffender Fil­memacher und Grafiker in Zürich.
(Stand: 2019)
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