ANJA KOFMEL

THE ACT OF KILLING (JOSHUA OPPENHEIMER, UK/DK/NO 2012)

MOMENTAUFNAHME

Das grosse Maul eines überdimensionalen Fisches. Eine skurrile Männergestalt in pinkfarbenem Kleid schaut vier jungen Frauen hinterher, wie sie mit graziösen Bewegungen hineintanzen in den Schlund des Ungeheuers. Was wird hier gespielt?

Indonesien, 1965. Nach dem Sturz der Regierung und der Machtübernahme durch das Militär werden innerhalb weniger Monate mehr als eine Million Menschen brutal ermordet. Viele Jahre später beschliessen die Täter dieser Massaker, ihre eigenen Gräueltaten zum Spass für einen Spielfilm nachzustellen. Doch mit ihrem Schauspiel bringen sich die Protagonisten an einen Punkt, wo selbst Ignoranz und Zynismus nicht mehr weiterhelfen. Die Schutzhüllen zerbrechen, nur die Frage nach dem eigenen Handeln bleibt.

The Act of Killing ist ein Film, der physisch schmerzt. Ich habe mich selten in einem Kinosessel unwohler gefühlt, habe aber auch selten mehr über die Wirkung ungewohnter, radikaler Erzählformen nachgedacht. Und das Verhältnis von Künstlichkeit und Authentizität.

Anja Kofmel
*1982 in Lugano. 2005–09 Studium Anima­tionsfilm an der HSLU (Hochschule Luzern, Design & Kunst). Seit 2010 tätig als Animations-, Dokumentarfilmerin und Illustratorin, zunehmend Spezialisierung auf Animadoc. 2015–17 Leben und Arbeiten in Kroatien und Deutschland, Aufbau eines Animationsstudios in Zagreb für den Langfilm Chris The Swiss, produziert von Dschoint, Ventschr (CH), Nukleus Film (Kroatien) und ma.ja.de (DE).
(Stand: 2019)
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