Reisen zu exotischen Destinationen gehören heute zur Erfüllung des eigenen Lebens. Dabei kollidieren manchmal die Versprechungen der Reiseanbieter mit den Anforderungen der Touristen. Wie sich eine Postkartenidylle trotz widersprüchlicher Inhalte verkaufen lässt, schildert Peter Volkart in seinem wunderbar verschrobenen Kurzfilm Subotika – Land of Wonders.
Subotika ist eine entlegene Insel auf der anderen Hälfte der Erdkugel. Ein Reklamefilm des Ministeriums für Tourismus soll den Bekanntheitsgrad steigern. Der Betrachter begleitet das frisch vermählte Paar Elfriede (Francesca Tappa) und Herbert (Alireza Bayram) auf seinen Flitterwochen zu den Sehenswürdigkeiten des schwer aufzuspürenden Landes. Ironisch überhöht berichtet der Erzähler (Helmut Vogel) von den verlockenden Attraktionen auf Subotika. Doch während überschwänglich die «Magie dieser Insel» angepriesen wird, fällt der Blick auf zerfallende Infrastruktur. An der Fassade des gemütlichen Hotels Royal, wo Gastfreundschaft grossgeschrieben wird, blättert die Farbe ab und die Leuchtschrift flackert verzweifelt gegen die eigene Auslöschung. Immerhin sind auf jeder Etage Sanitäranlagen vorhanden und sämtliche Zimmer verfügen über einen Anschluss ans nationale Rohrpostnetz, über das auch köstliche Mahlzeiten geliefert werden. Das Tourismusbüro zieht in seinem Stolz alle Register: Technologie des letzten Jahrhunderts wird eifrig mit Terminologie der Neuzeit vermählt.
Manche Besonderheiten der Insel strahlen tatsächlich einen gewissen Reiz aus, so etwa das imaginäre Museum mit der einmaligen Kunstwolke, das gerne von Kulturfreunden und Schöngeistern besucht wird. Als Kontrast dazu dienen die Produktionsstätten der globalen Nagelindustrie, auf deren Produkte namhafte Fakire und Zimmermannsgesellen schwören, oder die Bucht von Petrograd, wo majestätisch der denkmalgeschützte Kernreaktor grüsst. Einzigartig ist Subotika allemal, sei es wegen des Tals, in dem der Flieder gar dreimal blüht, oder des Weltraumprogramms mit dampfbetriebenen Raketen.
Volkart präsentiert ein einfallsreich schillerndes Panoptikum der Ausgefallenheit und karikiert dabei gleichzeitig Werbe- wie auch Dokumentarfilme, in denen Kommentar und Bilder nicht immer harmonisieren. So holt der fabelhafte Erzähler in Subotika immer wieder mit reichlich unverschämtem Pathos zu fantastischen Beschreibungen von kargen Landschaften und betrüblichen Siedlungen aus. Die Bilder gestaltet Volkart wie schon in seinen bisherigen Filmen (Zimmer 606, Ja ja, nein nein, Monsieur Sélavy, Terra incognita) als Collage aus vorgefundenem Bildmaterial und selbst gestalteten Objekten, die als Kulisse für die Szenen mit seinen Schauspielern dienen. Die verführerische Reise nach Subotika steckt voller Köstlichkeiten und endet fast ein wenig zu rasch. Was es alles noch zu entdecken gäbe.