CHRISTINA VON LEDEBUR

MOLLY MONSTER (TED SIEGER, MICHAEL EKBLAD, MATTHIAS BRUHN)

SELECTION CINEMA

Das Monstermädchen Molly lebt mit ihren Eltern Popo und Etna im Monsterland. Immer an ihrer Seite: ihr bester Freund Edison, ein freches kleines Aufziehspielzeug. Jetzt soll noch jemand zur Familie stossen. Etna hat ein Ei gelegt, welches nach Monstersitte von Popo ausgebrütet wird. Im Monsterland kommen die Kinder auf der Ei-Insel zur Welt. Dorthin reisen nun Popo und Etna, Molly soll bei ihren Onkeln bleiben.

Molly hat sich die Ankunft ihres Bruders anders vorgestellt und schmollt. Als sie auch noch bemerkt, dass ihre Eltern ihr Geschenk für den Neuankömmling – eine selbst gestrickte Mütze – vergessen haben, reicht es Molly. In einem unbemerkten Moment packt sie ihr Köfferchen und macht sich ebenfalls auf zur Ei-Insel. Edison, im Grunde ein Angsthase, kommt nur mit, weil er befürchtet, das neue Geschwister könnte ihn an Mollys Seite verdrängen. Während Edison und Molly eine Reihe von Abenteuern erleben, suchen Etna und Popo, von den Onkeln alarmiert, im ganzen Monsterland nach Molly.

Hinter dem farbenfrohen Animationsfilm Molly Monster steckt der Schweizer Künstler Ted Sieger. Er kreierte die Figur – zunächst als Heldin eines Kinderbuchs – schon vor mehr als fünfzehn Jahren zusammen mit seiner Frau Andrea Sieger. Die TV-Serie Ted Siegers Molly Monster (CH/D/S 2009) mit 52 Folgen er­freute dann ab 2009 Vorschulkinder in vielen Ländern.

Auch der Kinofilm, den Sieger jetzt zusammen mit dem Schweden Michael Ekblad und dem Deutschen Matthias Bruhn realisiert hat, zielt auf ein sehr junges Publikum und schafft es problemlos, dieses zu erreichen. Das Erzähltempo ist nämlich trotz einiger Spannungsmomente relativ geruhsam und der Film setzt sich so von vielen Animationsfilmen z. B. aus Hollywoods Studios ab. Auch ästhetisch unterscheidet sich Molly Monster von Animationsklassikern wie etwa Ice Age (USA 2002) oder Shrek (USA 2001). Während die eben genannten Beispiele mit computeranimierten 3-D-Welten bestechen, besteht Molly Monster zu einem grossen Teil aus Zeichnungen. Der Film bildet somit einen hübschen Kontrapunkt zu jenen Filmen, auch, weil er weitgehend ironiefrei ist. Hier gibt es keine zweite Ebene, die nur die erwachsenen Zuschauer verstehen. Erwähnenswert ist zudem das Familienbild, das Molly Monster vermittelt: Popo und Etna sind gleichermassen an der Erziehung ihrer Tochter beteiligt und auch bei der Geburt des neuen Kindes übernehmen beide ihren Part. Das Thema aber bleibt universell: Kommt ein neues Familienmitglied dazu, gerät die Familie in Aufruhr.

Christina Von Ledebur
*1975, Studium der Romanistik, Anglistik und Filmwissenschaft in Zürich. Film- und Serienredaktorin beim Schweizer Fernsehen.
(Stand: 2020)
[© cinemabuch – seit über 60 Jahren mit Beiträgen zum Schweizer Film  ]