1956 flüchtet der zweijährige, spätere ungarische Fotograf und Politaktivist Klaus Rózsa mit seiner Familie vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee in die Schweiz. Als Sohn eines KZ-Überlebenden ist Rózsa schon früh für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten sensibilisiert und hält sie mit seiner Kamera fest. Als Dokumentarist der Zürcher Jugendunruhen, der auch Polizeiübergriffe ungeschminkt wiedergibt, wird er schon bald zur Zielscheibe des Staatsschutzes, der ihn fichiert und misshandelt. Drei Einbürgerungsanträge werden aus politischen Gründen abgelehnt, weshalb Rózsa über Jahrzehnte staatenlos in Zürich lebt. 2008 emigriert er zurück nach Ungarn.
Schmid erzählt in seinem neusten Dokumentarfilm mittels der Begehung von Schauplätzen, Archivaufnahmen, Interviews mit Freunden und Zeitgenossen, Rózsas Fotografien und Nachstellungen die bewegte Lebensgeschichte von Rózsa und seiner Familie, wobei dieser selber als Erzähler auftritt. Schon in der Primarschule in Zürich muss er als ungarischer Jude antisemitische Schikanen durch Mitschüler und eine Lehrperson über sich ergehen lassen. Im Internat für ungarische Flüchtlingskinder wird er zudem brutal gezüchtigt. Nach dem frühen Tod seiner Mutter zieht er als 16-Jähriger in das damalige Autonome Jugendzentrum (AJZ) in Zürich und wird politisiert. Anders als damalige Dokumentationen wie Krawall (CH 1970) oder Züri Brännt (CH 1981), welche mit politischer Agitation operierten, legt Schmid nun den Fokus auf die massive behördliche Gewalt, die Rózsa als Fotograf von polizeilichen Übergriffen besonders zu spüren bekommt. Als er 1982 den Abbruch des AJZ dokumentiert, wird er von Polizisten verfolgt und in den Kopf getreten. In einem der präsentierten Polizei-Schulungsfilme, welche die damalige behördliche Sicht wiedergeben, wird das Fotografieren von Polizeieinsätzen als bewusste Verwirrungs- und Störtaktik der Beamten identifiziert. Vor Gericht werden dann auch fast alle Klagen Rózsas mit der Begründung der Behinderung von Polizeiarbeit abgelehnt.
Die Perspektive der bürgerlichen und polizeilichen Gegenseite kommt im Film fast nicht vor. Dies erklärt Schmid etwa damit, dass die damaligen Polizeivorsteher Interviewanfragen abgelehnt hätten. Der ehemalige Zürcher Stadtpräsident Josef Estermann, der bei der Ablehnung von Rózsas drittem Einbürgerungsgesuches 1991 federführend war, lässt ein bereits aufgenommenes Interview gar gerichtlich zensurieren.
Schmid, selber ein langjähriger Freund von Rózsa, gelingt das sehr persönliche Porträt eines engagierten Fotografen und Politaktivisten, dessen Aufzeigen von staatlichen, politisch motivierten Repressalien und Einschränkungen der Medienfreiheit nachdenklich stimmt.