Ivan trifft sich mit Chiara auf der kleinen, halb verlassenen Insel Levanzo vor der Westküste Siziliens, um mit ihr die Hochzeit seines Bruders und ihrer besten Freundin vorzubereiten. Sieben Tage habe sie Zeit, um die heruntergekommene Pension in eine pittoreske Unterkunft und den verlassenen Leuchtturm in ein romantisches Liebesnest zu verwandeln. Nur widerwillig lässt sich Ivan auf die Aufgabe ein, steckt er doch gerade in einer persönlichen Krise. Sein Bruder, der in der Vergangenheit schwere Drogenprobleme hatte, ist ihm fremd geworden. Zu Chiara aber fühlt er sich körperlich hingezogen und so macht er ihr einen unmoralischen Vorschlag: eine leidenschaftliche Affäre für drei Tage, bis die Gäste auf der Insel eintreffen. Danach wollen sie auseinandergehen und sich niemals wiedersehen.
«Die Zeit tötet die Liebe», behauptet Ivan, weshalb er es für das Beste hält, ihr erst gar keine Zeit zu geben. Er setzt Liebe mit Leidenschaft und körperlichem Verlangen gleich, doch als er von Chiaras langjähriger Beziehung erfährt, kann er sich der Eifersucht trotzdem nicht erwehren. Ivan ist eine ambivalente Figur: mal aufbrausend wütend, mal wild romantisch und dann doch wieder weich und weinerlich. Der Westschweizer Bruno Todeschini spielt die Rolle nuanciert und bringt die Figur in ihrer Vielschichtigkeit näher, auch wenn ihr innerer Konflikt bis zum Ende rätselhaft bleibt. Klarer ist in dieser Hinsicht die Figur von Chiara (Alessia Barela) gezeichnet. Chiaras Beziehung zu ihrem Freund Stefano ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Zu Ivan fühlt sie sich zwar körperlich hingezogen. Aber ist das wirklich genug, um dafür die Sicherheit einer langjährigen Beziehung aufs Spiel zu setzen? Hierin liegt auch die Spannung der Geschichte: Die beiden scheinen wie füreinander geschaffen – und doch fragt man sich immer wieder, ob eine solche Liebe wirklich gesund sein kann.
Der Vergleich zu Regisseur Rolando Collas früherem Werk Giochi d’estate (CH 2011) drängt sich bei Sette giorni unweigerlich auf. Wieder hat Colla im mediterranen Italien gedreht, wieder wird die weibliche Hauptrolle von der wunderbaren Alessia Barela verkörpert und wieder hat er mit Kameramann Lorenz Merz zusammengearbeitet. Dessen intime, aber stets bewegte und geradezu vibrierende Aufnahmen entwickeln auch hier einen intensiven Sog. Immer wieder sucht die Kamera überraschende Perspektiven, taucht gar unter Wasser und findet symbolhafte Bilder für die verbotene Liebschaft, die sich unter der Oberfläche abspielt. Im Unterschied zu Giochi d’estate kommt Sette giorni aber weitaus leichtfüssiger daher. Collas Film versprüht das mediterrane Flair eines leichten Sommerflirts und schafft zugleich eine emotional aufgeladene Atmosphäre, die zur Reflexion über die Liebe einlädt.