Ein Bergdorf auf dem absteigenden Ast, ein milliardenschwerer Investor, Begeisterung, Hoffnung, Skepsis – das ist Stoff für ein Drama. Leonidas Bieri dokumentiert die Entwicklungen in Andermatt über sieben Jahre hinweg. Er ist Historiker und Gymnasiallehrer, Autodidakt in Sachen Film und Aussenseiter, wenn es um Andermatt geht. Das Vertrauen der Bevölkerung hat er nicht mit der Kamera gewonnen, sondern als Parkplatzeinweiser und Gondelbahnfahrer auf dem Gemsstock. So kannte man den damals 27-jährigen im Dorf bereits, als er sein Langzeitprojekt vorstellte: Er wollte das Bauvorhaben, seine Entwicklung und vor allem die Auswirkungen auf das Dorf über mehrere Jahre hinweg begleiten.
Es gelang ihm, Optimisten und Skeptiker zu gewinnen: Ein junger Bauer muss den gepachteten Hof aufgeben, weil er mit dem Angebot des Investors Samih Sawiris nicht mithalten konnte, und bricht nun zum ersten Mal in seinem Leben zu einer grossen Auslandreise auf. Man sieht ihn wieder, wie er, zurückgekehrt, auf der riesigen Baustelle Arbeit findet, sich später Esel zulegt, weil er auf die Landwirtschaft nicht ganz verzichten will und Zukunftspläne schmiedet. Dem skeptischen Nachbarn des neuen Hotels bricht es das Herz, als die Bäume auf dem Grundstück ausgerechnet während der Nistzeit gefällt werden und die Vögel verzweifelt ihre Nester suchen. Ein junges Paar mit Unternehmergeist baut in Fronarbeit ein Projekt nach dem anderen auf – ein Baustellenwagen wird zur Wurstbude am Pistenrand umgebaut, eine Alphütte in ein Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit – und ist glücklich, zwar enorm viel, dafür aber selbstständig zu arbeiten. Am Schluss finden sich die beiden doch als Angestellte des Sawiris-Imperiums wieder.
Im Film seien die skeptischen Meinungen im Vergleich zur Stimmung im Dorf übervertreten, sagt Bieri. Freimütig gibt er zu, dass die zweifelnden Statements einfach interessanter seien. Es sind aber auch die Voten, die sonst im allgemeinen Zukunftsoptimismus leicht untergehen. Parteinahme kann man Leonidas Bieri dennoch nicht vorwerfen, denn er beobachtet, ohne zu werten. Sein Film lässt sich weder von Befürworten noch von Gegnern instrumentalisieren und verweigert sich einer vereinfachenden schwarz-weissen Sichtweise. Dass das Ganze darüber hinaus auch unterhaltsam geworden ist, verdankt sich einerseits den Protagonisten, die ihren Humor nicht verlieren, und andererseits der so schönen wie schön in Szene gesetzten Landschaft.