Kurz und knapp ist die Chatnachricht, die Maxime von seiner Freundin Mélanie bekommt: «Ich bin schwanger». So beginnt der Film Keeper und der Zuschauer weiss, dass dies keine wirklich frohe Nachricht ist, denn Maxime und Mélanie sind beide erst 15. Sie hat noch so gut wie keine Zukunftspläne, er träumt von einer Karriere als Torhüter und hat gute Chancen, in eines der wenigen Nachwuchsprogramme Belgiens aufgenommen zu werden.
Es gehört zu den Besonderheiten von Guillaume Senez’ Keeper, dass seine Hauptfigur Maxime, obwohl durchaus auch jugendlich naiv, angesichts seiner Vaterschaft schon fast erwachsen agiert. Denn trotz seiner ambitiösen Karrierevorstellungen kann er sich ein Leben als blutjunger Familienvater vorstellen. Als es darum geht, abzutreiben, setzt Maxime sich für das ungeborene Kind ein und überzeugt Melanie davon, es auszutragen. Maxime ist also im doppelten Sinne ein «Keeper»: Auf Englisch heisst so der Torhüter, «to keep» bedeutet aber auch schlicht und einfach «behalten» – ein Kind zum Beispiel.
Die Besetzung der Hauptrolle mit Kacey Mottet Klein ist ein Glücksgriff. Der Schauspieler, einst von Ursula Meier entdeckt, zeigt erneut, dass er nicht umsonst zu den grossen Schweizer Nachwuchshoffnungen gehört. Überzeugend vermag er einen Jungen darzustellen, der versucht, erwachsen zu sein, und doch dafür noch etwas zu jung ist. In den guten Momenten träumen Maxime und Mélanie davon, dass er dereinst mit seinem Lohn als Profifussballer die kleine Familie ernähren kann. Weil sie beide unmündig sind, reden aber ihre Eltern mit und Mélanie steht unter grossem Druck, da ihre Mutter, die selber als Teenager ein Kind zur Welt gebracht hatte, sie zur Abtreibung drängt.
Teenagerschwangerschaften sind kein einfaches Thema für die Leinwand. Es ist schwierig, Jugendliche und ihr wirres Gefühlsleben – insbesondere in einer solchen Extremsituation – glaubhaft darzustellen. Ein gelungenes Beispiel aus der Vergangenheit ist Jason Reitmans Juno (USA 2007). Während Reitman sich jedoch für den Genremix Tragikomödie entschied, bleibt Senez’ Keeper stets realistisches Drama. Der Regisseur und Drehbuchautor verlässt sich anstatt auf den comic relief auf sein herausragendes Schaupielerensemble, dem neben Mottet Klein seine Altersgenossin Galatéa Bellugi, die bekannten belgischen Schauspieler Sam Louwyck und Catherine Salée sowie die Französin Laetitia Dosch angehören. Dem Debütant Senez ist mit Keeper ein eindringliches Drama gelungen, das dem schwierigen Thema gewachsen ist.