Ein wenig Einzelgänger sind die Protagonisten in den Animationsfilmen von Claudius Gentinetta und Frank Braun immer, ob sie sich nun mit einem abgemagerten Hund in der Grossstadt durchkämpfen, sich in einer Seilbahnkabine gegen den Absturz wehren müssen, sich in Schlaf und Untergang schaukeln lassen oder sich wie in Islander’s Rest mit Botengängen verweilen. Auf einer einsamen Insel siedeln die Filmemacher Gentinetta und Braun ihr jüngstes Werk an, die Geschichte von einem Jungen, der im vermutlich einzigen Pub auf der Insel Trinkgläser trocknet und zwischendurch einer mysteriösen alten Frau Pakete ausliefert. Von ihr erhält er jeweils einen Schleckstängel und muss danach ein Paket zurück zum Pub bringen. Darin befindet sich ein sogenanntes Buddelschiff, ein Schiff in einer Flasche, das von den Männern im Pub harmonisch besungen und in der Sammlung platziert wird.
Wie ein Totem werden die Werke der alten Frau verehrt. Vielleicht werden dadurch die verstorbenen Geister der Insel verewigt. Gleichzeitig erwecken die miniaturisierten Schiffe scheinbar die Hoffnung, dass sie die Menschen eines Tages von der düsteren Insel wegbringen könnten. Doch stattdessen fährt immer nur das gleiche Schiff zur Insel hin und legt danach gleich wieder ab. Sehnsüchtig blickt der Junge jeweils dem Schiff nach, wenn er sich wieder auf seinen Botengang begibt.
Die Handlung von Islander’s Rest ist überaus spärlich. Das Werk von Gentinetta und Braun lebt vielmehr ganz von der fesselnden Atmosphäre und der berauschenden Inszenierung in Schwarzweiss. Trotz der Reduktion auf Dunkel und Hell vibriert die Leinwand durch die vielschichtigen Schraffierungen und Schattierungen, mit denen die Animatoren Simon Eltz, Delia Hess und Claudius Gentinetta sogar so flüchtige Eindrücke wie vorbeiziehende Wolken, hängende Nebelbänke oder einnebelnde Rauchschwaden fühlbar werden lassen. Obschon sich formal die Illustration von Islander’s Rest deutlich von den früheren Werken von Gentinetta und Braun abhebt, lässt sich zumindest die Gestaltung der Figuren als verbindendes Element ausmachen. Insbesondere die alte Frau wirkt wie eine direkte Verwandte der Hundebesitzerin aus Poldek (2004). Doch die Stimmung hat sich mittlerweile eindeutig verändert. Waren sowohl Poldek als auch Die Seilbahn (2008) noch von einer leicht schrillen Geschäftigkeit bestimmt, dominieren in Islander’s Rest die stillen Momente. So geben das wechselhafte Wetter und die meditativen Choräle der Gäste im Pub den hypnotisierenden Rhythmus vor.