Im Zentrum dieses essayistischen Films steht nicht der gefeierte, erfolgreiche Krimi-Autor, sondern ein gejagter Friedrich Glauser: gejagt von seinem Vater, den Ärzten und Psychiatern, aber vor allem von sich selbst. Der Schweizer Filmemacher Christoph Kühn präsentiert kein konventionelles Biopic, sondern hat andere Wege gesucht, dem Innenleben des bekannten Schriftstellers näherzukommen. Er lässt den mit sich hadernden, immer wieder suchtverfallenen, aber auch von einem besseren Leben träumenden Autor und Menschen Friedrich Glauser mit seinen persönlichen, autobiografischen Texten auftreten. Die Kriminalromane treten in den Hintergrund; sie werden nur sichtbar und wirksam als Inszenierungen von Erfahrungsräumen aus Glausers Leben – als «Biotope», wie einer von Kühns Interviewpartnern im Film, der Autor Hansjörg Schneider, einmal meint. Einer dieser Schauplätze ist die Fremdenlegion, in der Glauser Anfang der 1920er-Jahre in Marokko Dienst leistete. Ein zweiter ist das ihm zeitlebens vertrauteste Biotop: die Psychiatrie. Bereits als Jugendlicher in ein Erziehungsheim gesteckt, wurden Friedrich Glausers Aufenthalte als junger Erwachsener und bald auch Entmündigter in Kliniken und Anstalten immer häufiger und länger.
Zu neu gefilmten Bildern und historischen Fotografien treten in Glauser als prägendes Element die Schwarz-Weiss-Zeichnungen von Hannes Binder. Der Künstler ist seit vielen Jahren mit Glausers Werk vertraut, seine Adaptionen reichen von Der Chinese oder Wachtmeister Studer im Tessin bis hin zu eigenen, von Glausers Texten inspirierten Bilderzählungen. Im Film tauchen nur wenige der bereits in Büchern veröffentlichten Bilder auf – vielmehr bat Kühn Binder um neue Impressionen. Entstanden sind stark expressive und oft unheimliche Zeichnungen, wenn die Reise in die innere Bilderwelt Glausers einsetzt. Die netzförmige Eisenverstrebung des Zellenfensters der Klinik, in der Glauser jahrelang einsass, nimmt ein Eigenleben an, schleicht sich überall ein und mutiert gar einmal zu einer furchterregenden Spinne.
Der Wechsel zwischen Phasen absoluten Ruhestands und Zeiten, in denen Glauser viel unterwegs war und der Schweiz nach Möglichkeit entfloh – nach Frankreich oder Italien, am Ende auch mit seiner Geliebten, der Pflegerin Berthe Bendel –, spiegelt sich in der Bildkomposition des Films. Fast gänzlich abwesend sind die äusseren Erfolge Glausers, seine Kontakte mit der Literaturszene, die öffentliche Resonanz. Kühn konzentriert sich auf Glausers Innenwelt sowie den Widerhall und die Öffnungen, die seine Reisen in die Natur, ans Meer bewirkten. Allerdings holten ihn die Erinnerungen, seine Ängste und Süchte eher früher als später wieder zurück...