«Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus.» Das Albert Einstein zugeschriebene Zitat beruht auf der Erkenntnis, dass über ein Drittel der menschlichen Nahrungsmittel von der Bestäubung durch Bienen abhängt. Markus Imhoofs neuster Film nimmt diese Einsicht zum Anlass, eine Reise quer über den Globus zu unternehmen. Der Exkurs beginnt in einem unberührten Bergtal in der Innerschweiz, wo ein Imker sein Bienenvolk nach alter Konvention züchtet und vor Ausseneinflüssen zu bewahren versucht. Auf der anderen Seite des Atlantiks, in Kalifornien, sind Zuchtbienen für die Befruchtung von mehreren tausend Hektaren Mandelbäumen zuständig. Ohne Antibiotika könnten sie nicht überleben, denn mit der Durchmischung der Bienenvölker werden auch Krankheitserreger übertragen. Diese Industriebienen werden nacheinander von Plantage zu Plantage gefahren. In einer Region Chinas wiederum ist das apokalyptische Szenario eines Lebensraums ohne Biene bereits Realität geworden. Hier bestäuben Menschen, einem Anachronismus gleichkommend, von Hand die Blüten von Apfelbäumen. Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma scheint die Züchtung resistenterer Bienen: Die Killerbiene, eine Kreuzung zwischen europäischer und afrikanischer Biene, die einst aus einem Labor in São Paulo entkam, ist vom Massensterben nicht betroffen. Auch in Down Under ist von dem rasanten Verschwinden der Biene noch nichts zu bemerken. Hier, in Australien, erforscht Markus Imhoofs Tochter das Immunsystem von Wild- und Zuchtbienen.
Imhoof ist weniger daran interessiert, die neusten Erkenntnisse in der Forschung über das Bienensterben aufzuzeigen. Er erklärt dem Zuschauer vielmehr die Funktion der Biene in Natur und Gesellschaft, gewährt Einblick in die Aktivität der einzelnen Biene für den Schwarm als Ganzes. Die Erkenntnis des Films ist so einfach wie berührend: Das Bienensterben ist keine exklusive Angelegenheit der Wissenschaft. Es ist die Summe vieler Faktoren, der scheinbare Erfolg der menschlichen Zivilisation und ihres anhaltenden Wachstums, der der Biene zusetzt: die Varroamilbe und die tödlichen Viren, die sie verbreitet, die Industrialisierung der Bienen selber, der Einsatz von Pestiziden, die Zerstörung der Ökosysteme. In Kombination führen diese Elemente – so der Film – zum Aussterben der Bienen. Ob sie mit dem rasanten Wandel ihres Umfeldes klarkommen werden, wird sich zeigen. Ästhetisch fasziniert der Film durch spektakuläre Makroaufnahmen, die dem Zuschauer Einblicke in die perfektionierten Abläufe des Bienenalltags geben. Verbunden mit der klassischen Musik von Peter Scherer, entstehen Momente von hypnotischer Wirkung, in der die Biene, so klein und unscheinbar sie als einzelnes Tier ist, die Welt bedeutet.