MARCEL VAID

THE MANCHURIAN CANDIDATE (JONATHAN DEMME, USA 2004)

MOMENTAUFNAHME

Der Major findet Aufzeichnungen eines ehemaligen Kriegskameraden. Die Tonspur erzählt Spannung, Tagtraum und Aufzeichnung: ein Geruch des Hauptthemas, orchestral flirrend, Helikoptergedröhn, Kugel­hagel, Schreie, im Nebenzimmer eine Gitarre, weiter weg ein Baby, Insekten im Rhythmus der Musik, ein Streit im Flur. Dann des Majors Tagträume, ausgelöst durch die Aufzeichnungen, vermischen sich mit dem Geschreibsel seines Kameraden: Wir sind gleichzeitig im Kopf des Majors und dem seines Kollegen. Und merken: An diesen Köpfen wurde manipuliert. Cut. Die Tonspur läuft weiter. Liev Schreiber auf einem OP-Tisch. Ein Arzt versucht, mit einem Bohrer – ein schrilles Geräusch – in seinen Kopf zu gelangen. Dazwischen weiter die Stimmen, Helikopter, Babygeschrei. Ist das real? Geträumt? Wer mani­puliert wen? Durch Parallelmontage werden die zwei surrealen Ebenen miteinander verbunden und in der Realität verankert. Golf­kriegs­syndrom. Mein Kopf ist dein Kopf, meine Musik deine, mein Traum deine Realität.

Marcel Vaid
*1967, arbeitet als freischaffender Musiker und Komponist für Film und Theater und lebt in Zürich. Er studierte Gitarre an der Akademie für zeitgenössische Musik in Zürich und ist Kopf der Band Superterz. 2009 und 2011 erhielt er den Schweizer Filmpreis Quartz für die Filmmusik in den Filmen Zara und Goodnight Nobody und 2009 am Internationalen Filmfestival Locarno den Suisa-Preis für die Musik in Tandoori Love. www.marcelvaid.com
(Stand: 2013)
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