FRANZISKA RECK

«‹NUR› KINO!»

MOMENTAUFNAHME

Ein magischer Moment ist es immer wieder, dieser Übertritt vom schril­len Aussen ins gedämpfte Innere, vom reizüberfluteten, oft Banalitäten kommunizierenden Alltag in die gedämpfte Stille, das Dunkel, die Eindeutigkeit des Bildes, des Tones: der Eintritt in den Kinosaal. Ruhe breitet sich aus, die wachsende Spannung ist auf die Leinwand gerichtet, der Film beginnt: «Nur» ein Film, «nur» ein Werk, «nur» ein dazu gehörender Ton – nicht mehr und dennoch viel, sehr viel: das Eintauchen in eine einzige Welt, vielleicht das Eröffnen einer anderen Welt – jedenfalls immer eine Entführung für 90 Minuten, die durch nichts unterbrochen wird. Diese Begrenzung ermöglicht Konzentration, oft Vertiefung in das «nur» Eine hier drinnen. Unsere verrückte, rasende Welt des Zuviel bleibt draussen – das ist erholsam. Es gibt diese unbändige Lust in mir auf diesen begrenzen Ort mit seinem einzigen Werk – und wenn das Werk gar seinem Anspruch standzuhalten vermag, so sind es bereichernde, beglückende Minuten: Arthouse-Kino eben!

Franziska Reck
*1958 in Lenzburg, Schulen in Lenzburg, Be­such des Lehrerseminars Wohlen und Auf­bau des Filmforums Wohlen, Studium der Sozio­logie und Ökonomie an der Universität Zürich, seit 1983 Filmschaffende. Arbeitsschwer­punk­te ihrer RECK Filmproduktionsfirma (Zürich) sind die Entwicklung und die Pro­duktion von Dokumentar- und Experimentalfilmen für Kino und Fernsehen. Eine besondere Vorliebe hegt Reck für das Filmessay.
(Stand: 2012)
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