Seit mehreren Jahren schon üben sich Yolanda, Rosa, Natâsa, Elmaze, Marie, Agime, Alessandra, Daria und Tiziana in Ballgefühl, Kurzsprint, Dribbling und Spieltaktik. Die 15- bis 16-jährigen Mädchen sind die energiegeladenen Protagonistinnen in Bruno Molls leichtfüssigem Dokumentarfilm über den Berner Frauenfussballclub Bethlehem – der einzige Mann dabei ist der Trainer Gian-Luca de Febis, der ihnen mit Lob und Kritik zur Seite steht und sie bisweilen ermahnt, er wolle «nicht Schönheit» sehen, sondern «Körpereinsatz». Damit stösst er allerdings bei diesen Frauen auf offene Ohren, denn auch sie meinen, sie seien nicht dazu da, um Barbie-Puppen zu spielen.
In Bruno Molls Film geht es aber nicht nur um die weibliche Zukunft des beliebten Ballsports, sondern vor allem auch um die Zukunft der Schweiz. Bethlehem, ein Aussenquartier der Schweizer Hauptstadt, weist nämlich einen hohen Ausländeranteil auf – und dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der Zusammensetzung dieses Fussballclubs. Aus Frankreich und Italien, Serbien und Mazedonien, Angola und Nigeria stammen die Eltern der Fussballspielerinnen: ein Mikrokosmos des kulturellen Wandels in der Schweiz. Neugierig, mit einem offenen Blick erfragt der Filmemacher die Eckpfeiler, an denen sich diese junge Frauengeneration orientiert: Ihr Selbstverständnis als Migrantenkinder in der Schweiz und ihr Verhältnis zu Herkunftsland, Religion, Sprache und Kultur ihrer Eltern. Die Fussballspielerinnen stehen zudem an der Schwelle zum Erwachsenenleben, und die Kamera begleitet sie zu Vorstellungsgesprächen und ersten Arbeitstagen.
Ansteckend ist die geballte Lebenslust der kecken Frauen, die ebenso furchtlos das Fussballfeld zu beherrschen versuchen, wie sie sich beim Shoppen in die höchsten Stöckelschuhe verlieben oder vor dem Fernseher sitzend haufenweise Schlagrahm, Schokolade, Eis und andere Süssigkeiten vertilgen. Offenherzig sprechen sie über ihren Sprachgebrauch oder übers Schminken bis hin zu politischen Fragen bezüglich Gewalt und Intoleranz.
Manchmal droht da der Film in thematische Beliebigkeit abzugleiten. Doch Bruno Moll beleuchtet in lockerer Form, im Wechsel zwischen Gruppenszenen und Einzelporträts, die Frauenmannschaft von verschiedenen, aufschlussreichen Seiten. Ein bisschen ist das in der Komposition vergleichbar mit dem Rap des FC Bethlehem, den die Spielerinnen auf der Reise im Mannschaftsbus reimen: «PizzaPizzaPizza ...» lautet das Grundpattern, auf das «Schinken», «Ananas!» und weitere Zutaten im richtigen Rhythmus zu liegen kommen. So entsteht eine bunte Pizza, die viele verschiedene Ingredienzien in sich aufzunehmen vermag. Eine «Pizza Bethlehem» eben. Eine solche ist in diesem Land keine Utopie mehr.