Mit humorvoll-ironischem, aber dennoch immer respektvollem Blick zeigt der kurdische Kameramann und Regisseur Mano Khalil in seinem fein beobachteten Dokumentarfilm, wer heute in der Schweiz so alles den Traum vom eigenen Garten mit Holzhäuschen lebt. Unser Garten Eden beleuchtet einen Schweizer Mythos, den Inbegriff kleinbürgerlicher Sehnsüchte, den Schrebergarten: diese wenigen Quadratmeter Land, wo sich erholungsbedürftige und natursehnsüchtige Menschen ihr Mini-Freizeitparadies einrichten und manche von ihnen im Schweisse ihres Angesichts liebevoll oder auch verbissen die eigenen Blumen, Gemüsesorten oder Früchte züchten.
In locker aneinandergereihten Episoden – ganz so, wie es der Mosaik-Struktur einer Schrebergartenarchitektur entspricht – erzählt der Film von den «alten» und «neuen» Schweizern, die sich in einem Berner Schrebergartenareal zwischen Tomatenbeeten, Bierreservoirs und Fleisch-Grillfesten in multikultureller Koexistenz und Toleranz zu üben versuchen. Über längere Zeit hat Mano Khalil die Schrebergartenpächter immer wieder besucht, darunter mehrere ehemalige italienische Gastarbeiter, wie etwa Domenico Manzo, der seit 45 Jahren in der Schweiz lebt, aber manchmal nicht weiss, ob er richtig entschieden hat, das schwermütige polnische Paar Boganski in seiner aufbrechenden Ehekrise und der Kurde Ali mit seiner Frau Fatima, die im Schrebergarten das Fladenbrot noch auf traditionelle Weise zubereitet. Oder auch das aufgestellte algerisch-schweizerische Ehepaar Barka, das sich über manche Streitereien der anderen amüsiert, und die unzertrennlichen Brüder «Aschi» und «Hausi» Wirth.
Khalil zeigt in Unser Garten Eden, wie sehr ein Schrebergarten ein facettenreicher gesellschaftlicher Mikrokosmos ist, der kabarettistische Nummern und absurde Vorfälle, aber auch sehr existenzielle Geschichten bereithält – ein Ort voller Originale, Aussteiger, verbohrter Typen und einiger Lebenskünstler. Da wird ständig am Häuschen gebastelt, um es noch ein wenig gemütlicher zu haben, oder der Plan für einen so richtig grossen Spanferkel-Grill entworfen. Doch die Schrebergartenvorschriften, wo man so nahe aufeinander sitzt, sind akribisch, und wenige Zentimeter zu viel können bereits grössere Auseinandersetzungen nach sich ziehen. Für schwierigere Fälle gibt es die Vollversammlung. Und den strengen Gartenpräsidenten Giuseppe Assante mit seinem akkurat geschnittenen Bart, der in Anzug und Krawatte die Parzellen abschreitet und über die Einhaltung der Regeln wacht – seine Auftritte haben gar eine Art «Running-gag»-Qualität.
Ein Schrebergarten, das macht dieser witzige, aber unterschwellig auch sehr ernste Dokumentarfilm deutlich, ist auch ein Miniaturabbild und eine Übungswiese in Sachen Schweizer Demokratie.