Es gibt in der filmischen Ausdrucksform nichts Musikalischeres zu erleben, als den komplexen Beziehungen von Bewegungen in einem Guss zuzuschauen. Diese Passion scheint nicht im Sinne meiner Berufsgattung zu sein, da gibt’s ja nichts zu schneiden! Aber sie diktiert mir mein Verhältnis zur Montage. Mir ist es sehr wichtig, dem Betrachter die Illusion zu vermitteln, keine Schnitte gesehen zu haben. Diese Haltung unterwirft mich aber dem rhythmischen Gefüge der Inszenierung. Sie erlaubt mir, nicht gegen den Gestus der handelnden Personen zu schneiden. Darum wünschte ich mir in dem zu bearbeitenden Material mehr Bewusstsein für die Tempi der Inszenierungen. In meinen frühen Jahren im Kameradepartment fiel mir auf, dass das Tempo einer Inszenierung mit blossem Auge betrachtet nicht dieselbe Wirkung hat durch die Kamera gesehen. Um auf der Leinwand ein realistisches Gefühl für den zeitlichen Ablauf einer Hand- lung zu erzeugen, muss diese für die Kamera beschleunigt in Szene gesetzt werden – oder je nach Erzählform und Genre auch langsamer. Darin liegen viele Möglichkeiten für eine Montage, die ich bevorzuge.
MOMENTAUFNAHME