Der Dokumentarfilm beginnt mit einer langen Einstellung auf Berge, ein Stück Himmel mit Wolken und Sonnenlicht im Zeitraffer. Undefinierbare Geräusche sind zu hören, sie könnten von Funktürmen stammen oder von Satelliten, vom Kosmos vielleicht. Dieser Bereich zwischen Himmel und Erde eröffnet uns den Raum, in den sich Susanna Hübscher aufmacht, um nach dem Leben nach dem Tod zu forschen. Konkret geht sie der Frage nach, ob die Menschen ihre «verstorbenen Liebsten im Jenseits kontaktieren» könnten. Ja, lautet ihre Antwort, es gibt Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten. Etwa der Schotte Bill Coller, der seine Gabe zum Beruf gemacht hat. Er kommuniziert mit Verstorbenen und transportiert tröstende Botschaften.
Während der Arbeit am Film verstarb der Vater der Autorin, was ihren Zugang zum Thema grundlegend veränderte. Zur allgemeinen Fragestellung kam ihre persönliche Erfahrung dazu. Damit wurde das Filmemachen zum therapeutischen Prozess. Coller übernimmt eine vermittelnde Rolle: Er soll die Verbindung zum Vater herstellen und verkörpert für Hübscher «die Sehnsucht», das Heimweh nach dem Verstorbenen.
Die Suche nach (Ant)Worten führt Hübscher in die Schweizer Berge, wo sie auf Wanderungen mit ihrer Mutter über ihre Gefühle redet und mit dem Verlust umzugehen lernt. In den USA besucht sie einen Workshop Collers und versucht dort, ihre Sinne für neue Dimensionen zu öffnen. Die Reise führt sie aber hauptsächlich zurück in die Vergangenheit mit Erinnerungen an das Leben in der intakten Kleinfamilie, die auf Super-8-Filmen festgehalten sind.
Beyond Farewell will den Zuschauer zur Offenheit bewegen gegenüber dem Unerklärlichen und den Geheimnissen des Todes. Hübscher selbst überlässt sich ganz ihrem Therapeuten, seinen Methoden und emotionalen Erfahrungen. Sie traut sich aber nicht, die privaten Erkenntnisse mitzuteilen. Formal setzt sie ihr Experiment mit einigen originellen Schnittfolgen um, mit ausgezeichneter Musik und mit Bildern, die von weitläufigen Naturaufnahmen bis zur verwackelten Handkamera von ganz unterschiedlicher Qualität sind. Schliesslich münden die universellen Fragen aber in eine individuelle spirituelle Erfahrung. Vor allem das Geheimnisvolle und Unwirkliche bleibt eher eindimensional, die Bilder irdisch: Die imaginäre Reise ins Jenseits unterscheidet sich kaum von Hausbootferien in der Kindheit. Das Rationale lässt Hübscher bewusst weg, weder die Denkmuster noch die Vorgänge oder das Medium werden hinterfragt. Dabei hätte diesem Essay, das sich zwischen dem Porträt des Mediums und dem nostalgischen Familienfilm verliert, ein bisschen kritische Distanz und etwas mehr Konzept nicht geschadet.