Immer wieder 30. Vor knapp zehn Jahren liess Stefan Jäger in seinem Drama birthday (CH 2001) eine Gruppe junger Menschen auf die gefürchtete Altersgrenze zusteuern. Nun setzt sich auch Moritz Gerber in seinem Spielfilmdebüt Tag am Meer mit diesem Übergang zu einem neuen Lebensabschnitt auseinander. Weitaus weniger fatalistisch, aber ebenfalls leicht melancholisch.
Dave lebt ein sorgloses Leben. Er führt mit seinem Kollegen Matthias ein Plattengeschäft, legt ab und zu an Partys auf und ist gerade daran, seine zerbrochene Beziehung mit Sarah zu erneuern. Doch am Horizont taucht ein Geburtstag auf, vor dem sich Dave unheimlich fürchtet: Bald wird er 30 Jahre alt. Langsam wird es also Zeit, Verantwortung zu übernehmen, den jugendlichen Übermut endgültig hinter sich zu lassen.
Eine gemeinsame Wohnung mit Sarah wäre der erste definitive Schritt ins Erwachsenenleben. Doch dazu fühlt sich Dave noch nicht bereit. Da nützt auch der Ratschlag von Matthias herzlich wenig: «Für gewisse Dinge ist man nie bereit, die muss man einfach machen.» Als Dave die junge Alice (Patricka Mollet-Mercier) aus Paris, trifft, sieht er eine letzte Möglichkeit, die unausweichliche Zukunft noch ein wenig hinauszuschieben.
Haben sich die Figuren in birthday durch kollektiven Selbstmord das Leben nach 30 ersparen wollen, stellt sich Dave auch nicht viel überzeugender dieser Herausforderung. Regisseur und Drehbuchautor Moritz Gerber, der 2004 die Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste mit dem Kurzfilm Tiger erdolchen abgeschlossen hat, war während den Dreharbeiten zu Tag am Meer gleich alt wie seine Hauptfiguren. Der Film ist denn auch Gerbers Reflexion über die sich in den letzten Jahrzehnten stetig verschiebende Grenze zum Erwachsenenleben: Dave, Matthias und Sarah stehen für unterschiedliche Annäherungen an diese Schwelle. Die Suche nach dem inneren Gleichgewicht stellt sich in keinem Fall als besonders einfach heraus.
Stimmungsvoll fängt Gerber das Lebensgefühl einer Generation ein, die sich nicht so recht zwischen Freiheit und Verantwortung entscheiden kann. Obschon es immer wieder zu Konfrontationen zwischen den Figuren kommt, ist seine Auseinandersetzung mit dem Thema aber keineswegs deprimierend. Gerber lockert die Stimmung mit Humor und den reizvoll zerbrechlichen Bildern seines Kameramannes Piotr Jaxa (Nachbeben, Stina Werenfels, CH 2006) auf. Nicht zuletzt dadurch ist Tag am Meer auch ein liebevolles Porträt von Zürich, das ganz ohne Sehenswürdigkeiten auskommt. Einzig das Kanzlei-Areal lässt sich wirklich verorten. Ansonsten hat Gerber unauffällige Orte aufgespürt, die seinem Film einen Hauch von Grossstadt verleihen.