NICOLA RUFFO

MAX & CO (FRÉDÉRIC GUILLAUME, SAMUEL GUILLAUME)

SELECTION CINEMA

Gut schweizerisch «Max» nennt sich der rebellische, verträumte Held des ersten animierten Langspielfilms der Gebrüder Frédéric und Samuel Guillaume. Das Budget für den Animationsfilm ist hingegen unschweizerisch hoch. Mit 30 Millionen Franken Produktionskosten ist Max & Co der teuerste Schweizer Film und dadurch ganz besonders auf den internationalen Filmmarkt angewiesen. Was als Idee für einen Kurzfilm begann, wuchs innerhalb von mehreren Jahren zu einem Grossunternehmen mit bis zu 130 Mitarbeitern.

Universelle Themen wie der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung sollen dem Film den internationalen Durchbruch ermöglichen. Globale Probleme werden an einem kleinen Dorf namens St. Hilare illustriert: Auf der Suche nach seinem Erzeuger strandet der aufgeweckte Jungfuchs Max in diesem Weiler und findet in der scheinbar ländlichen Idylle seine zweite Heimat. Er wird als Aufzugsmusiker in der nahe gelegenen Fliegenklatschenfabrik Bzzz & Co angestellt, und Félicie, die junge Dorfschönheit, wirft bald ein Auge auf ihn. Doch durch eine drakonische Reorganisation der Fliegenklatschenfabrik wird die Mehrzahl der Bürger von St. Hilare arbeitslos. Rodolfo, der wahnwitzige Patron dieser Fabrik, führt noch Verheerenderes im Schilde. Um den Absatz seiner Fliegenklatschenproduktion zu steigern, züchtet er Unmengen von mutierten Fliegen, die das Dorf terrorisieren. Gemeinsam versuchen der jugendliche Protagonist und seine Freundin Félicie das Dorf im Kampf gegen die übermächtige Industrie zu mobilisieren. Unerwarteterweise eilt ihnen auch der Vater von Max zuhilfe, der bis jetzt in seinem Leben «ein bisschen von allem und viel nichts» getan hatte. Gemeinsame List und Solidarität unter allen Dorfbewohnern sowie ein Quäntchen Glück sind nötig, um das Schicksal zu wenden und Max & Co zum Triumph zu verhelfen.

Im Laufe des Films taucht der Zuschauer immer mehr in das dörfliche Leben mit seinen unverwechselbaren Charakteren ein. Die tierischen Figuren entwickeln während der Geschichte menschliche Züge. Für die sorgfältigen Figurenanimationen sind die eigens für diesen Film entwickelte Computersoftware «Animotion» und die internationale Zusammenarbeit mit erfahrenen Animationsfilmschaffenden verantwortlich. Herausragend ist beispielsweise das Charakter-Design von Mackinnon & Saunders (auch schon tätig für Mars Attacks, Chicken Run, Corpse Bride). Einziger Wermutstropfen ist die manchmal etwas unbeholfene Situationskomik, die an verschiedenen Stellen etwas zu konstruiert wirkt. Ob es der Schweizerische Max in der internationalen Kinowelt mit den ausländischen Animationsgrössen Nemo, Gromit, Mogli & Co. aufnehmen kann, liegt nicht zuletzt in der Hand des jungen Publikums.

Nicola Ruffo
*1979, Studium der Politologie, Filmwissenschaft und Publizistik. Seither mannigfaltiges Patchwork-Berufsleben, u. a. Mitglied der Koordination und Auswahlkommission der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur, Mitglied der CINEMA-Redaktion 2007–2008.
(Stand: 2011)
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