Lange herrscht die Vogelperspektive vor, genauer die Engelperspektive. Daniel und Cassiel teilen sich in Wim Wenders’ Film den Himmel über Berlin, blicken von der Siegessäule auf die geteilte Stadt, um sich dann helfend oder beobachtend in die Niederungen der Strassen zu begeben. Wir sehen sie in Bussen und Bibliotheken, strammen Schrittes unterwegs über Brücken und altes Pflaster, vorbei an Imbissbuden und spielenden Kindern, und immer wieder der Mauer entlang, die weiss oder besprayt mitten durch das Herz der Stadt verläuft. Da sind sie, die Wachsoldaten, die Todesstreifen, und in einiger Entfernung die Endlosbrachen, über die der Blick zur Ruine des Anhalter Bahnhofs geht. Wo sich einst das quirlige Leben des Potsdamer Platzes abspielte, dehnt sich Grassteppe. Dazwischen Gleise, die ins Leere führen. Berlin, anno 1987. Trist und winterlich grau. Irgendwo in den Brachen sorgt ein kleiner Zirkus für die Illusion von Leichtigkeit und Glanz. Trapezkünstlerin Marion schwingt sich schwindelerregend kühn durch die Kuppel. Blond genug, um Engel Daniel zum gefallenen zu machen ...
MOMENTAUFNAHME