Die Badesaison ist längst vorbei. Vier Männer tanzen Twist in einer verlassenen Strandbar. Zu Beginn schildert einer von ihnen eine Episode des Gallischen Krieges: Die Helvetier beabsichtigten einst, in den fruchtbaren Süden auszuwandern. Sie verbrannten ihre Häuser und wollten in der Fremde ein neues Leben beginnen. Doch Julius Caesar verhinderte die Völkerwanderung höchstpersönlich und zwang die Helvetier zur Rückkehr in ihre Heimat. Dort begannen sie ihr Leben wieder von Grund auf neu.
Diese geschichtlichen Zusammenhänge werden in einem vierminütigen Monolog präsentiert. Gleichzeitig wird die leere Kulisse durch einen 360-Grad-Kameraschwenk etabliert. Erste Twist-Schritte werden angedeutet. Die Musik wird aufgedreht. Die vier Tanzenden steigern sich langsam in eine choreografierte Bewegungsartistik, während die Szene in ruhigen Bildern gezeigt wird. Die Mischung aus helvetischer Geschichte und Tanzperformance trifft nicht jeden Geschmack. Von den Kritikern und Jurys einiger Filmfestivals gefeiert, werden diese nur intuitiv erfahrbaren Zusammenhänge vom Festivalpublikum etwas ratlos zur Kenntnis genommen. Konzipiert hat das Werk die Genfer Künstlerin Alexia Walther in Zusammenarbeit mit dem Westschweizer Choreografen Foofwa d’Imobilité. Sie hat in ihrer Heimatstadt die Hochschule für visuelle Kunst in Genf abgeschlossen und lebt momentan in Paris und Nizza. Installationen und Fotografien waren ihre bisherigen künstlerischen Ausdrucksformen. Mit Twist hat sie sich erstmals aus dem Kunstkontext auf die Kinoleinwand gewagt. Twist entzieht sich den gängigen Sehgewohnheiten des Kinogängers und unterscheidet sich von sämtlichen Werken in jedem Kurzfilmblock. Eine experimentelle Tanzperformance wird mit narrativen Elementen kontrastiert. Diese formale Eigenheit wurde zum Eintrittsticket in die Kurzfilmsektionen von zahlreichen internationalen Filmfestivals. Neue Einflüsse mögen polarisieren, doch schlussendlich bereichern sie das Kurzfilmschaffen. Genauso unverstanden mussten sich die ersten Twisttänzer Ende der Fünfzigerjahre gefühlt haben. Paartanz war die tänzerische Norm. Beim Twist tanzte zum ersten Mal in der Geschichte des Tanzes jeder für sich. Der Tanz fesselte dann in den Sechzigerjahren generationsübergreifend die Welt. Die Tanzfläche war frei zugänglich. Wilde Solotanzeinlagen waren auf einmal möglich. Eine filmische Revolution ist dieser Kurzfilm nicht. Aber man erlebt im Kino den Moment der Überraschung – wie selten heutzutage.