Ein Mikrokosmos rund ums Schwimmbad zur Sommerzeit: Planschen, tummeln, drängeln, johlen. Dick, dünn, gross, klein, junge Mädchen und pubertierende Jungs. Auf dem Hochsitz: der Badmeister, der seine besten Jahkauft und schnell von der drängelnden Kundschaft überfordert ist.
So präsentiert sich die Ausgangslage, die Michael Koch (Wir sind dir treu, D/CH 2005) als Collage in lockeren Bildern skizziert. Es folgt eine Reihe von Mini-Konstellationen, die sich wie indizienhafte Versatzstücke lesen, aus der wir die Geschichte konstruieren: eine Kamera in den Händen des Badmeisters, Blicke zwischen ihm und Jonas. Jonas, der seine Clique nachts ins Schwimmbad reinlässt der Badmeister, der dazu stösst und zuerst abgewiesen, dann aber überraschend freundschaftlich in die Runde aufgenommen wird. Die Kamera, die sich schliesslich als Jonas’ Eigentum entpuppt, Fotos eines Mädchens im Schwimmbad, die Jonas im Spind des Badmeisters findet und der Clique zeigt. Die Jugendlichen, die darauf mit einer Ladung Badeschaum reagieren und dann die tragische Wende: ein unvorhersehbares Ereignis als fatale Konsequenz ...
Die Stärke dieses kurzen Spielfilms liegt vor allem in den subtilen Ambivalenzen, die er zu kreieren vermag: Beckenrand präsentiert Situationen, die uns Interpretationen abverlangen, um uns dann im Regen stehen zu lassen. Ein Spiel mit Inszenierung, Erzählstruktur und Zuschauererwartung, das uns wiederholt sanft überrumpelt und unsere Mutmassungen Lügen straft. Insbesondere ist Kochs Film eine kleine Etüde über Blickstrategien darüber, wie sich nur schon durchs Schauen Anziehung, Feindseligkeit, Voyeurismus, Komplizenschaft und Opfer-Täter-Beziehungen in Kürze aufbauen oder wieder zunichte machen lassen. Dazu gehört auch das implizite Spiel mit den Genres, schillernd zwischen Komödie und Tragödie, mit Anklängen an die Coming-of-Age-Story und den Thriller. Eine lockere Schauspielführung und eine hervorragende Kamera sorgen für die atmosphärische und spannungsreiche Umsetzung der Geschichte. Beckenrand, der an der Kunsthochschule für Medien in Köln entstanden ist, wurde unter anderem für den Schweizer Filmpreis 2007 als bester Kurzfilm nominiert.