Filmemacher Robin Harsch hat gleich zwei Probleme: Sein Idol Roger Federer tritt im Roland Garros zum French Open an, dem einzigen Turnier, das Federer bisher noch nie gewonnen hat, und sein bester Freund Charles, ein grosser Romantiker, hat sich in die schöne Jasna verliebt. Robin wünscht sich, dass beide gewinnen.
So fiebert er also konzentriert mit bei den Spielen des Schweizer Tennis-Asses, kleistert seine Wohnung mit Plakaten zu, ahmt sein Idol vor dem Spiegel nach, schreit anfeuernd jeden Punktegewinn vom kleinen Balkon und legt, wenn nötig, auch mal selbst unterstützend Hand auf dem Tennisplatz an, um stellvertretend gegen Rogers Gegner zu spielen. Und es läuft gut: Federer schafft den Einzug ins Halbfinal, und auch sein Freund Charles punktet bei seiner Flamme. Doch dann der brutale Rückschlag: Charles hat einen Konkurrenten, einen kleinen, hässlichen Spanier aus Barcelona –, und Roger Federer trifft auf seinen grossen Widersacher, den Katalanen Rafael Nadal. So coacht Robin seinen besten Freund mit einer Spielanalyse, denn was im Tennis zählt, gilt auch in der Liebe: Selbst bei Spielen, die aussichtslos scheinen, darf man nie aufgeben.
Mit verspieltem Dilettantismus hat der Ecal-Abgänger Robin Harsch sein pseudodokumentarisches Tagebuch Federer et moi um Liebe, Freundschaft und Tennis inszeniert. In einer kunstvollen Parallelmontage schneidet er wild zwischen den subjektiven Aufnahmen der Wackelkamera, mit der er seinem Freund Charles folgt, den Selbstporträts und den Fernsehbildern von Federer hin und her, arbeitet mit Split Screens und kritzelt ins Bild hinein. Dass sich Harsch dabei selber ins Bild rückt, kennt man bereits von seinem kreativen Schulfilm Sophie Calle, près texte. Da die Performance-Künstlerin nicht mit ihm zusammenarbeiten wollte, hatte er sich kurzerhand selbst porträtiert – im Zerrspiegel von Calles Werk.
In seinem neuen Kurzfilm geht es nun aber anscheinend weniger um «Federer et moi», sondern vielmehr um Federer und Charles, und so wird folgerichtig das «moi» in den ersten Filmminuten durchgestrichen und durch den Namen seines Freundes ersetzt. Doch natürlich steht auf den zweiten Blick auch Robin Harsch im Zentrum. Ähnlich wie das Tennisspiel wird auch das Filmemachen von Zweifeln, Niederlagen und Erfolgen geprägt. Und auch beim Filmemachen gilt es, nie aufzugeben. Mit seinem gleichsam witzigen wie rührenden Kurzfilm hat Harsch den Satz gewonnen.